Philosophisches

Ist Burnout ein gesundes Muster?

Leiden ist also der Anstoß zum Erkennen falscher Grenzen. Richtig verstanden, ist es daher befreiend, denn es weist über alle Grenzen hinaus. Wir leiden also nicht, weil wir krank sind, sondern weil kluge Einsicht aufsteigt. Damit die Geburt der Einsicht nicht fehlschlägt, ist jedoch das richtige Verstehen des Leidens notwendig. Wir müssen es richtig deuten, um in es hineinzugehen, es zu leben und schließlich über es hinaus zu leben. Wenn wir das Leiden nicht richtig verstehen, bleiben wir einfach mittendrin stecken – wir suhlen uns darin, weil wir nicht wissen, was wir sonst tun sollen.“

Wilber, Ken: Wege zum Selbst. Östliche und westliche Ansätze zu persönlichem Wachstum. München, 2008

Allan Watts: Weisheit des ungesicherten Lebens

„Die Wunder der Technik zwingen uns, in einer hektischen Uhrwerks-Welt zu leben, die der menschlichen Biologie Gewalt antut und uns zu weiter nichts befähigt, als der Zukunft schneller und schneller nachzueilen. Bedachtsames Überlegen sieht sich außerstande, das Stärkerwerden der Bestie im Menschen zu beherrschen, einer Bestie, noch bestialischer als irgendein durch die Jagd nach einer Illusion verrücktes und verzweifelts, wildes Tier. Die Spezialisierung in Wortbildung, Einordnung und mechanischem Denken hat den Menschen viele wunderbare Kräfte des ‚Instinktes‘ verlieren lassen, die seinen Körper beherrschen. Es hat ihn darüber hinaus vollkommen abgetrennt vom Weltall und seinem eigenen ‚ICH‘ – wenn alle Philosophie sich in Relativismus aufgelöst hat und keinen festen Sinn mehr aus dem Weltall machen kann, – elend, unsicher und gehetzt und empfindet die wirkliche Welt als einen glatten Gegensatz zu seinem Sein. […]
Die einzige Neuigkeit daran ist, daß diese Verlegenheit nun eher eine soziale, als eine individuelle ist; sie ist weithin empfunden, nicht nur auf einige begrenzt. Fast jede geistige Tradition erkennt, daß einmal ein Punkt kommt, wo zwei Dinge geschehen müssen: der Mensch muss sein abgetrenntes Ich-Empfinden aufgeben und muß der Tatsache ins Auge sehen, daß er die letzten Dinge nicht wissen, das heißt, nicht erklären kann.“

Allan Watts: Weisheit des ungesicherten Lebens

Hach ja… #82

„Das Gefühl war Kitsch, im Kern Depression, aber darüber wusste Holtrop, dessen Existenz bisher komplett von außen stabil gehalten worden war, wenig. Auch hatte er keine Erfahrung damit, wie die Leere der inneren Räume, die sich ihm plötzlich in den Gefühlsregungen öffneten, zu begehen, zu verstehen, ins Lebensganze hinaus zurückzuübersetzen wäre, er wusste gar nicht wie das geht, in Dialog mit seinem Ich zu leben.“

Rainald Goetz: Johann Holtrop.
Frankfurt am Main, 2010

Die Kunst, die Eltern zu enttäuschen

Die Kunst, die Eltern zu enttäuschen, besteht darin, mit sich selbst, mit den eigenen inneren Dynamiken zurechtzukommen und so mit versöhntem Herzen zu kämpfen.“

Bordt, Michael: Die Kunst, die Eltern zu enttäuschen. Vom Mut zum selbstbestimmten Leben. München, 2017

Worauf es bei der Genesung ankommt

„Also enthält jedes Symptom – eine Depression, Angst, Langeweile oder Furcht – irgendeine Facette des Schattens, eine projizierte Emotion oder einen Zug oder eine Eigenschaft. Wir müssen verstehen, dass unsere Symptome, so unangenehm sie sein mögen, nicht mit Widerstand belegt, geringgeschätzt oder vermeiden werden dürfen, denn sie enthalten den Schlüssel zu ihrer eigenen Auflösung. Ein Symptom bekämpfen heißt, lediglich, den in dem Symptom enthaltenen Schatten bekämpfen und das ist ja gerade, was am Anfang das Problem verursacht hat.“

Wilber, Ken: Wege zum Selbst. Östliche und westliche Ansätze zu persönlichem Wachstum. München, 2008

Worauf kommt es an?

„Vor seinem Ende sprach Rabbi Sussja: In der kommenden Welt werde ich nicht gefragt werden: ‚Warum bist du nicht Moses gewesen?‘ Die Frage wird vielmehr lauten: ‚Warum bist du nicht Sussja gewesen?'“

Zitiert nach Remo Largo: Das passende Leben.

Hach ja… #81

„Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.“

Albert Schweitzer

Hach ja… #80

„Je mehr wir […] gezwungen werden, zuzugeben, daß wir tatsächlich in der wirklichen Welt leben, um so unwissender, ungewisser und unsicherer fühlen wir uns hinsichtlich aller Dinge.“

Alan Watts: Weisheit des ungesicherten Lebens

Hach ja… #79

„Man wächst an seinen Eltern, seinen Geschwistern,
seinen Lehrern, seinen Erfahrungen, seinen Freunden,
seinen Vorbildern und seinen guten Gegnern.“

Wolfgang J. Reus

Handelsblatt: Was gegen Burnout wirklich hilft. Echt jetzt!

Endlich wissen wir ganz genau, was wir tun müssen, um Burnout zu vermeiden! Klaus Hansen erklärt es uns im Fachmagazin für derlei Fragen. Richtig: Dem Handelsblatt: So schützen sich Manager vor einem Burn-out.

Ohne spoilern zu wollen, seien hier schon mal die wirksamen Mittel genannt: Achtsamkeit, Entspannung und Delegieren von Aufgaben. Echt jetzt?! Hätten wir das doch nur vorher schon gewusst! Dann hätten wir uns die teuren und langwierigen Klinikaufenthalten und Therapien gespart. Ach so, das gilt ja nur für Manager. Drängen sich also zwei Fragen auf: 1. Was tun Nicht-Manager? Und 2.: Kann man Sich-Entspannen und Achtsamkeit eigentlich auch delegieren? Wäre doch effizienter. 🙂

 

Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten

„Wenn Ihnen diese Art von Entmutigung, müssen Sie vor allem langsamer treten; langsamer treten müssen Sie sowieso, ob sie wollen oder nicht, der Unterschied liegt darin, daß Sie bewußt langsamer treten, noch einmal durchgehen, was Sie schon für erledigt hielten, um festzustellen, ob die Dinge, die Sie für wichtig hielten, wirklich so wichtig waren, und … na ja … einfach die Maschine anstarren. Dagegen ist nichts zu sagen. Einfach eine Zeitlang mit der Maschine leben, sie betrachten, wie man eine Angelschnur betrachtet, und Sie können sich darauf verlassen, über kurz oder lang werden Sie so sicher wie das Amen in der Kirche ein leichtes Rucken spüren, eine kleine bescheidene Tatsache, die schüchtern anfragt, ob Sie an ihr interessiert sind. Das ist das Prinzip, das dafür sorgt, daß die Welt nicht stehenbleibt. Man muß sich für sie interessieren.“

Robert, M. Pirsig: Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Frankfurt, 2017

 

Hach ja… #77

Ein Großteil des modernen Lebens besteht in vermeidbarer Schädigung durch chronischen Stress.“

Taleb, Nassim Nicholas: Antifragilität. Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen. München, 2014.

Gerald Hüther: Die Kraft der Würde

Der renommierte Neurowissenschaftler Gerald Hüther war kürzlich zu Gast in Gabor Steingarts Morning-Briefing. Es geht über die Veränderungen unserer Wirtschaft und Gesellschaft und wie wir gemeinsam und als Einzelne darauf reagieren (können). Ein sehr hörenswertes Interview: Die Kraft der Würde.

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