Gesundheit! (Oder doch Krankheit?)

In unseren Gesprächen diskutieren wir gelegentlich, ob Burnout nun eine gute oder schlechte Sache sei? Hilft uns Betroffenen, dass wir uns mit dieser Krankheit identifizieren können? Oder ist es doch eher hinderlich? Ist es nun ein krankes Muster oder hilft die Burnout-Krise nicht letztendlich dabei, ein gesundes und zufriedenes Leben anzustreben?

In diesem Zusammenhang war die Meldung interessant, dass die WHO ihren Diagnosekatalog ICD („International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“) neu ordnet, um die neue Fassung dann im kommenden Jahr zu veröffentlichen. Burnout wird dann – so war zu hören, sehen und lesen – dann anders als bisher als Krankheit behandelt werden. Eine überraschende Meldung, schließlich geht es bei solcherlei Entscheidungen eigentlich immer um die Frage, welche gesundheitspolitische Auswirkungen man bezwecken möchte. Mit anderen Worten, es geht um wirtschaftliche Interessen oder nochmal anders ausgedrückt: Es geht – wie so oft – darum, wohin das Geld im Gesundheitssystem umgeleitet wird, sprich: Wer bekommt die meiste Kohle.)

Insofern ist das natürlich wirklich eine interessante Frage: Was würde sich tatsächlich konkret an der Situation für direkt oder indirekt Betroffenen und deren berufliche und private Umfelder ändern, wenn Burnout offiziell als Krankheit anerkannt würde? Wäre unser aller Umgang mit Burnout und Burnout-Betroffenen dann signifikant anders? Hätte das Auswirkung auf die gesellschaftliche Akzeptanz oder die Gesundheitspolitik? Würde sich in der betrieblichen Vorsorge etwas verändern? Würden vielleicht schon in der Ausbildung Aufklärung und Prophylaxe betrieben?

Es wäre schön, wenn ich schreiben könnte: Wir werden sehen, schließlich soll es ja nächstes Jahr soweit sein. Doch leider ist das ein Irrtum. Denn Burnout wird auch nächstes Jahr gar nicht als Krankheit anerkannt, wie das WDR-Wissens-Magazin auf www.quarks.de hier im Post „Darum ist Burnout keine Krankheit“ klarstellt. Nach wie vor wird Burnout lediglich als Faktor klassifiziert, der die Gesundheitszustand von Menschen beeinflusst.

Liegt das vielleicht daran, dass angesichts der vielen Betroffenen weltweit die Gesundheitskosten ansonsten wohl doch zu hoch gewesen wären?