Gelingendes Leben – aus neurobiologischer und soziologischer Sicht
Neulich kamen wir in unseren Gruppengesprächen auf DIE Frage aller Fragen im Zusammenhang mit unserer Erkrankung, die ja auch im Leben ganz generell über allem thront: Wozu das alles?
Schon wirklich viele Menschen haben sich den Kopf genau darüber zerbrochen, darunter sehr viele – ebenfalls 🙂 – sehr kluge Menschen. Als Philosophen, Maler, Schrifsteller, Musiker, Wissenschaftler, Politiker, Religionsführer etc. versuchten sie, Antworten zu finden und zu geben. Besonders hervorzuheben sind vielleicht diese Versuche: Douglas Adams: „Per Anhalter durch die Galaxy“ (Roman) und Monthy Pythons „Der Sinn des Lebens“ (Film). Gut, vielleicht sollte Jesus‘ und Buddhas Wirken nicht unerwähnt bleiben. Und auch Goethes Faust könnte man anführen…
Wenn wir also Kunst, Literatur und Kultur über die Jahrhunderte und Jahrtausende betrachten, können wir leicht den Eindruck gewinnen, der Sinn des Lebens sei, den Sinn des Lebens zu suchen. 🙂
Nun suchen also auch auch wir.
Der Computer in Douglas Adams Roman gibt auf die Frage „Was ist der Sinn des Lebens“ die Antwort „42“. Weil numerische Antworten nicht für jeden gleich leicht zugänglich sind, möchte ich Euch eine weitere, nämlich neurobiologisch-soziologische Antwort anbieten. Dies deshalb, weil sie meine Antwort stützt. Der Sinn des Lebens, die Motivation des Menschen ist, gute, tragfähige Beziehungen aufzubauen und zu erhalten, um mit ihrer Hilfe gemeinsam die Welt zu gestalten und so mehr zu erreichen als das, was man alleine zu schaffen in der Lage wäre.
Als ausgewiesenen Experten rufe ich in den Zeugenstand:
- Joachim Bauer, Mediziner, Neurobiologe, Psychiater und Psychotherapeut:
„Wir sind – aus neurobliologischer Sicht – auf soziale Resonanz und Kooperation angelegte Wesen. Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben.“
(Das Prinzip Menschlichkeit)
- Hartmut Rosa, Soziologe und Politikwissenschaftler:
Bei unserem Versuch, ein gelingendes Leben zu leben, geht es uns darum, positives Feedback zu erzeugen. Damit ist nicht ein bloßes Echo gemeint, sondern Rückmeldungen unserer Umwelt, das uns zeigt, dass wir eine Wirkung hervorrufen, die von anderen persönlich positiv bewertet wird.
(Vom Schweigen der Welt und der Sehnsucht nach Widerhall, Youtube-Video)
Wird es jemals eine endgültige Antwort geben? Es bleibt spannend. In der Zwischenzeit wird uns wohl nichts übrigbleiben als weiter nach einer für uns gültigen Antwort zu suchen. Wo aber suchen? Unten stehend ein paar unverbindliche Tipps. Wer Lust hat vielleicht vorher noch hier vorbei. 🙂
In jedem Fall bitte nicht vergessen: Versucht viel Spaß dabei zu haben – trotz allem!
- Goethe, Johann Wolfgang von: Faust 1 (und naja, auch 2)
- Hüther, Gerald: Die Evolution der Liebe. Was Darwin bereits ahnte und die Darwinisten nicht wahrhaben wollen. Göttingen, 2012.
- Johner, Philipp: Freundschaft: Was es für ein erfülltes Leben braucht. Frankfurt a.M., 2012.
- Klein, Stefan: Die Glücksformel oder wie die guten Gefühle entstehen. Reinbek, 2008.
- Kornfield, Jack: Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen: wie spirituelle Erfahrung das Leben verändert. Goldmann, 2010.
- Kornfield, Jack: Das weise Herz. Die universellen Prinzipien buddhistischer Psychologie. München, 2012.
- Der Sinn des Lebens – Philosophie einer unendlichen Sehnsucht – BR2 Podcast 08.05.2013
- Skidelsky, Robert; Skidelsky, Edward: Wie viel ist genug? Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. München, 2013.
- Was macht uns glücklich? – Erkenntnisse der internationalen Forschung – BR2 Podcast 23.04.2013
- *Ware, Bronnie: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen. Arkana, 2013
- Watzlawick, Paul: Anleitung zum Unglücklichsein. München: Piper, 2013.
- Wer bin ich? – Die Grundfrage des Menschseins – BR3 Podcast 24.9.2014