Leistungsgesellschaft

BR Radiowissen: Leistung und Leistungsgesellschaft

Wer sich fragt, wo Burnout (vielleicht ja auch der eigene) und die stressbedingten persönlichen und gesellschaftlichen Krisen herkommen, mit welchen wir dieser Tage konfrontiert sind – die eine vielleicht mehr, der andere weniger – sei wärmstens auf diesen wirklich supertollen und sehr sehr hörenswerten Radiowissen-Podcast des Bayerischen Rundfunks hingewiesen: Die Leistungsgesellschaft – Ein Phänomen der Moderne.

Alle, die Root Cause Analysis betreiben wollen, werden hier fündig. Vielleicht nicht hilfreich für die akute Burnout-Krise, aber um zu verstehen, wie es dazu kam und zu verstehen, dass man nicht allein ist und warum dem so ist, sehr sehr empfehlenswert.

Im Podcast kommt auch die Historikerin Nina Verheyen zu Wort, die ein ebenso tolle und lesenswertes Buch zu jenem Thema geschrieben hat, das von Burnout Betroffenen Menschen und alle, die gesund leisten wollen die Augen öffnet: Verheyen, Nina: Die Erfindung der Leistung. München, 2018. (Übrigens im Moment noch kostenlos bei der Bundezentrale für Politische Bildung in einer Sonderausgabe  zu haben – gegen Porto.)

 

Spektrum.de: Wieviel Arbeit ist gesund?

Menschen, die auf einmal von Burnout betroffen sind, haben sich gar nicht mal so selten mit der Frage zu beschäftigen, ob da nicht Arbeitssucht im Spiel ist. In unserer Leistungsgesellschaft ist das eigentlich nicht weiter verwunderlich, was die Angelegenheit freilich nicht unbedingt leichter macht. Es zeigt nur, dass nicht nur von Burnout direkt betroffene Menschen aufgefordert sind, sich Gedanken darüber zu machen, wie viel Arbeitspensum gut für sie ist.

Ein interessanter Artikel zu diesem Thema fand sich kürzlich auf spektrum.de: Wie viel Arbeit tut uns gut?

Es zeigt sich: Wie bei jeder Droge, so ist’s auch mit der Arbeit. Wir brauchen sie für unser Wohlbefinden. Doch zuviel davon, und die Dinge kehren sich ins Gegenteil. Es gilt also auch hier: Die Dosis macht das Gift.

Die neue Norm…

„Hochleistung ist nicht mehr temporäres Ausnahmephänomen, sondern das intendierte und durch den Lifestyle abgestützte Normal-Soll.“

Falko Ameln/Peter Heintel: Macht in Organisationen. Stuttgart, 2016.

 

Rezension: Sicher ist sicher?

Gerade unsereiner hat ja einen langen Teil seines Lebens daran geglaubt, dass viel auch viel helfe. Sich kräftig ins Zeug legen, dann wird alles gut! Dass uns das zumindest gesundheitlich, psychisch, seelisch und oft genug auch sozial gar nicht immer so gut tut, das dürfen wir ja gerade in den Burnout-Krisen oft lei

dvoll erfahren. Und offensichtlich ist auch ganz grundsätzlich nicht so weit her mit der Korrelation von Einsatz und Erfolg. Das Glück und der Zufall spielen wohl eine sehr sehr große Rolle im Spiel unseres Lebens. Ein bisschen bitter, diese Erkenntnis. Denn sie unsere tiefsten Überzeugungen zum Wanken. Und ein bisschen tröstlich. So können wir es eben auch ein bisschen lockerer angehen. Wenn wir es zulassen. 🙂 Zur Rezension von  Robert Franks Buch „Ohne Glück kein Erfolg. Der Zufall und der Mythos der Leistungsgesellschaft.“ München (dtv), 2018