Der Mensch orientiert sich eben nicht nur mit Hilfe seines Verstands, seiner Kategorien, Theorien und Wertüberzeugungen in der Welt, sondern genauso mit seinen Empfindungen, seinen Ahnungen, seinen Emotionen und seinen Grundbefindlichkeiten eine Seite gegen die andere auszuspielen, halbiert den menschlichen Weltbezug.
Bauer, Joachim: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Hamburg 2006
„Die Argumente, die den Menschen aus biologischer Sicht als Beziehungswesen ausweisen, beziehen sich auf drei fundamentale biologische Kriterien: Zum einen sind die Motivationssysteme des Gehirns in entscheidender Wiese auf Kooperation und Zuwendung ausgerichtet und stellen unter andauernder sozialer Isolation ihren Dienst ein. Zweitens führen schwere Störungen oder Verluste maßgeblicher zwischenmenschlicher Beziehungen zu einer Mobilmachung biologischer Stresssysteme. Aus beiden, sowohl aus der Deaktivierung der Motivations- als auch aus der Aktivierung der Stresssysteme, können sich gesundheitliche Störungen ergeben. Dies macht deutlich, dass Menschen nicht für eine Umwelt ‚gemacht‘ sind, die durch Isolation oder ständige Konflikte gekennzeichnet ist. Ein drittes, bislang nicht erwähntes neurobiologisches Kriterium, das den Menschen als Beziehungswesen kennzeichnet, ist das System der Spiegelnervenzellen. […] Das System dieser besonderen Zellen sorgt dafür, dass ein Individuum das, was es bei einem anderen Individuum der gleichen Art wahrnimmt, im eigenen Organismus – im Sine einer stillen inneren Simulation – nacherlebt. Dadurch ergeben sich weit reichende […] Möglichkeiten sozialer Resonanz.“
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