Wie es beginnt
Der Manager Mitte vierzig, männlich, mit Burnout und Panikstörung. Wird er wohl das Gesülze in der Gestaltungstherapie lieben? Vielleicht eher nicht.
– Was ist meine Diagnose?
– Hat man Ihnen das nicht gesagt?
– Nein. Ich dachte Burnout.
– Vereinfacht gesagt: gerneralisierte Angststörung und mittelschwere depressive Episode.
– Aha. Und das ist schon vereinfacht?
– Das ist ein weites Feld, Herr Striemer. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Oder zumindest jetzt nicht mehr, denn das werden wir alles erarbeiten.
Einverstanden, dann erarbeiten wir das also, soll mir recht sein. […]
– Wir werden zunächst mit der biografischen Anamnese beginnen, dazu werden wir Ihren Lebenslauf aufarbeiten; vor allem die frühen Jahre, Kindheit und Jugend, sind dabei von Interesse. Und wir werden Ihre heute Lebenssituation beleuchten, privat, beruflich. Dabei werden wir Zug um Zug Erkenntnisse gewinnen und Zusammenhänge begreifen. Allerdings sollten Sie sich klarmachen, dass das alles nicht mechanisch passiert, sondern immer ein Puzzle bleiben wird. Sie werden aber nach und nach das große Bild erkennen, auch wenn hier und da noch Teile fehlen. Wir gehen einen Rundweg um Ihre Person, und mit jeder Runde werden wir Sie ein bisschen klarer sehen.
Das kommt mir alles noch sehr esoterisch vor. Was hat all das zu tun mit meinem Zustand, mit meiner Angst, mit den depressiven Anfällen, die mich zum Schluss immer heftiger erfasst haben, sobald die Angst mal einen Moment Platz gemacht hat?
Striemer, Rüdiger: Raus! Mein Weg von der Chefetage in die Psychiatrie und zurück. Berlin, 2015.