Philosophisches

(Selbst-) Ausbeutung in der Leistungsgesellschaft

_muedigkeitsgesellschaftDie Arbeits- und Leistungsgesellschaft ist keine freie Gesellschaft. Sie erzeugt Zwänge. Die Dialektik von Herr und Knecht führt am Ende nicht zu jener Gesellschaft, in der jeder ein Freier ist, der auch zur Muße fähig wäre. Sie führt vielmehr zu einer Arbeitsgesellschaft, in der der Herr selbst ein Arbeitsknecht geworden ist. In dieser Zwangsgesellschaft führt jeder sein Arbeitslager mit sich. Die Besonderheit dieses Arbeitslagers ist, dass man Gefangener und Aufseher, Opfer und Täter zugleich ist. So beutet man sich selbst aus. Dadurch ist die Ausbeutung ohne Herrschaft möglich.

Byung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016

Depression versuchen zu verstehen #2

_muedigkeitsgesellschaftDie Depression ist […] objektlos und daher nicht gerichtet. Es ist sinnvoll, die Depression auch von der Melancholie zu unterscheiden. Der Melancholie geht eine Verlusterfahrung voraus. Daher steht sie nie immer noch in einer Beziehung, nämlich in einer negativen Beziehung zum Abwesenden. Die Depression ist dagegen von jeder Beziehung und Bindung abgeschnitten.

Byung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016

Hach ja… #57

Kein Gesetz verbietet den Egoismus.
Kein Gesetz verbietet die Verachtung.
Kein Gesetz verbietet den Hass.
Kein Gesetz verbietet  – so dumm ist es nun mal – die Bösartigkeit.

André Comte-Sponville: Kann Kapitalismus moralisch sein? Zürich, 2009

„Das Burnout ist das Ergebnis der absoluten Konkurrenz.“

Die Tatsache, dass der Kampf heute nicht mehr zwischen den Gruppen, Ideologien oder Klassen, sondern zwischen den Individuen stattfindet, ist für die Krise des Leistungssubjekts nicht so ausschlaggebend […]. Problematisch ist nicht die Konkurrenz zwischen Individuen, sondern ihre Selbstbezüglichkeit, die sie zu einer absoluten Konkurrenz verschärft. Das Leistungssubjekt konkurriert nämlich mit sich selbst und gerät unter den destruktiven Zwang, sich ständig überbieten zu müssen. Dieser Selbstzwang, der sich als Freiheit gibt, endet tödlich. Das Burnout ist das Ergebnis der absoluten Konkurrenz.

Byung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016

Hach ja… #56

Würden wir nicht auch die Schwierigkeiten lieben, wie könnten wir dann das Leben lieben?

André Comte-Sponville: Liebe. Eine kleine Philosopie. Zürich, 2012

Hach ja… #55

Du musst deine Vergangenheiten in dir aufnehmen, das hilft beim Nachdenken darüber, was du bist.
(You have to accomodate your pasts within your persona, it helps you to reflect on what you are.)

David Bowie

 

 

ze.tt: Was es für ein erfülltes Leben braucht

Was braucht es für ein erfülltes Leben? Wer eine Antwort auf diese Frage möchte, findet in diesem lesenswerten Beitrag auf ze.tt  einen wichtigen sachdienlichen Hinweis: „Laut Harvard-Studien brauchen wir genau eine Sache für ein erfülltes Leben„.

Wer darüber hinaus noch weitere Orientierungspunkte sucht, dem könnten übrigens diese Bücher weiterhelfen:

  • Bauer, Joachim: Das Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. München, 2008.
  • Comte-Sponville: Liebe. Eine kleine Philosophie. Zürich, 2014.
  • Johner, Philipp: Freundschaft. Was es für ein erfülltes Leben braucht. Frankfurt a.M., 2012.
  • Kornfield, Jack: Das weise Herz. Die universellen Prinzipien buddhistischer Psychologie. München, 2012.
  • Rinpoche, Mingyur: Buddha und die Wissenschaft vom Glück. Goldmann, 2014.
  • Skidelsky, Robert; Skidelsky, Edward: Wie viel ist genug? Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. München, 2013.
  • Und natürlich: Die Bibel (Aber bitte drandenken: Das Neue Testament!)

So isses #4

_muedigkeitsgesellschaftDas erschöpfte, depressive Leistungssubjekt ist gleichsam von sich selbst zermürbt. Es ist müde, erschöpft von sich selbst, vom Krieg mit sich selbst. Ganz unfähig, aus sich herauszutreten, draußen zu sein, sich auf den Anderen hin, auf die Welt hin zu verlassen, verbeißt es sich in sich selbst, was paradoxerweise zur Aushöhlung und Entleerung des Selbst führt. Es verschleißt sich in einem immer schneller sich um sich selbst drehenden Hamsterrad.

Byung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016

Pep-Songs #9: Andreas Bourani – Hey

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https://www.youtube.com/watch?v=WprmdlbbgGo

Wenn das Leben grad zu allem schweigt
Dir noch eine Antwort schuldig bleibt
Dir nichts andres zuzurufen scheint als nein
Es geht vorbei

Wenn der Sinn von allem sich nicht zeigt
Sich tarnt bis zur Unkenntlichkeit
Wenn etwas hilft mit Sicherheit, dann Zeit
Es geht vorbei, es geht vorbei

Hey
Sei nicht so hart zu dir selbst
Es ist OK wenn du fällst
Auch wenn alles zerbricht
Geht es weiter für dich

Hey
Sei nicht so hart zu dir selbst

Depression versuchen zu verstehen #1

Ich verstand nicht, warum sich einer umbringen wollte. Auch nach all den Wochen verstand ich es nicht.
Also, irgendwie verstand ich es schon, aber ich verstand nicht, dass es einer wirklich versuchte.
Traurig sein und sich umbringen wollen, das waren zwei ganz verschiedene Paar Stiefel.
Ich wusste, was Depressionen waren. Meine Mutter hatte es mir erklärt. Das war, wenn einer bloß noch dasaß. Oder lag. Und nichts mehr tun konnte. Normalerweise führte ein Gedanke zum nächsten. Aber wenn man Depressionen hatte, führte kein Gedanke irgendwohin. Er hörte einfach auf.
Ein Gehirn mit Depressionen, das war wie ein Fahrrad mit einem kaputten Tretlager. Man konnte strampeln, wie man wollte, aber man kam doch nicht vom Fleck.

Bov Bjerg: Auerhaus. München, 2015

Nein-Sagen-Lernen als wichtige Aufgabe

_muedigkeitsgesellschaftAn den psychischen Erkrankungen von heute wie Depression, Burnout oder Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom ist dagegen kein Verdrängungs- oder Verneinungsprozess beteiligt. Sie verweisen vielmehr auf ein Übermaß an Positivität, also nicht auf die Verneinung, sondern eher auf das Unvermögen, Nein zu sagen, nicht auf das Nicht-Dürfen, sondern auf das Alles-Können.

Byung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016

Pep-Songs #6: Bernadette la Hengst – Der beste Augenblick

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https://www.youtube.com/watch?v=zf8wzbb3V9A

Sie haben nichts, was mich hier hält,
in ihrer erwachs’nen Welt.
Ich hab es wirklich oft versucht,
mich angestrengt und dann verflucht!

Jeden Tag zur Arbeit geh’n
die Zeit verinnt, um zu versteh’n
es ist leichter unglücklich zu sterben
als Ungeziefer loszuwerden.

Der beste Augenblick in deinem Leben
ist nicht morgen, sondern grade eben!

Hach ja… #52

„Die ständige Steigerung der Erwartungen, so daß das jeweilige Verhalten nie als befriedigend erlebt wird, entspricht der Unfähigkeit, irgend etwas zu einem Abschluss zu bringen. Das Gefühl, ein Ziel erreicht zu haben, wird vermieden, weil dadurch das eigene Erleben objektiviert würde, es würde eine Gestalt, eine Form annehmen und damit unabhängig vom Selbst Bestand haben.“

Richart Sennet: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. Berlin 2008

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