Burnout

Dranbleiben!

Jessas Maria und Josef von Rainer M Schiessler

„Denn wie oft im Leben stehen wir vor einer unüberwindlichen Mauer und wähnen uns am Ende? Wie oft kämpfen und mühen wir uns ab, einen Ausweg zu finden, um nach zahllosen Versuchen in uns zusammenzusinken, kurz vor dem Aufgeben? Wie oft meinen wir, dass es das Leben besonders böse mit uns meint und wir von allen guten Geistern – auch Gott – verlassen sind? Und dann, irgendwann, kommt unerwartet plötzlich doch ein Lichtlein daher, das uns einen Weg weist, den wir zögernd gehen, weil er noch dunkel und steinig scheint, um ein paar Meter weiter plötzlich wieder im weiten Land, in heller Sonne auf einer großen breiten Straßenkreuzung zu stehen., auf der uns viel Wege zum Weiterwandern einladen. Und wie gerne nehmen wir diese Einladung an, entscheiden uns und spüren die unendliche Freiheit, uns entscheiden zu dürfen. „

Und die Welle rollt weiter…

Einer Gallup-Studie zufolge brennen immer mehr jüngere Menschen im Job aus. Die Studie bezieht sich auf die USA. Vollziehen wir auch diesen Trend in Europa nach? Es steht zu befürchten: Hier geht’s zur Studie

Mediation hilft. Aber warum?

Meditation hilft Menschen mit depressiven Erkrankungen. Aber warum eigentlich? Der Neurowissenschaftler Sam Harris befragt in der 111ten Folge seines (allgemein sehr hörenswerten, allerdings englischsprachigen) Podcast „Waking up“ zwei Menschen, die es wissen müssen, nämlich Daniel Goleman und Richard Davidson. Für alle, die ein bisschen tiefer in die Geheimnisse  der Meditation aus wissenschaftlicher Perspektive einsteigen möchten, sind das äußerst gut investierte eineinhalb Stunden: The Science of Meditation

 

 

Burnout ist teuer

„Der Hamburger Konzern Unilever beispielsweise errechnete im Jahr 2011, dass allein in der Konzernzentrale mit 1100 Beschäftigten die durch psychisch erkrankte Mitarbeiter entstandenen Gesamtkosten bei 7 Millionen Euro liegen.“

Purps-Pardigol, Sebastian: Führen mit Hirn. Mitarbeiter begeistern und Unternehmenserfolg steigern. Frankfurt am Main, 2015

„Ich leiste, also bin ich.“ – Über die Mutter des Burnouts

Wie kommt es zu Burnout? Wer dieser Frage nachgeht, kommt sehr bald auf das Thema Leistung und Leistungsorientierung. Ein wahnsinnig guter, erhellender Podcast hierzu lief neulich auf BR2: „Die Leistungsgesellschaft – Ein Phänomen der Moderne

Wärmste Emfpehlung für alle, die sich mit Burnout befassen!


Grundlagen für Burnout – aus soziologischer und philosophischer Sicht

_muedigkeitsgesellschaft„Das spätmoderne Leistungssubjekt geht keiner Pflichtarbeit mehr nach. Nicht Gehorsam, Gesetz und Pflichterfüllung, sondern Freheit und Freiwilligkeit bilden sein Maxime. Von der Arbeit erwartet es vor allem Lustgewinn. Es handelt auch nicht auf das Geheiß des Anderen hin. Vielmehr hört es vor allem auf sich selbst. Es hat ja ein Unternehmer seiner selbst zu sein. So entledigt es sich der Negativität des gebietenden Anderen. Diese Freiheit vom Anderen ist aber nicht nur emanzipierend und befreiend. Die verhängnisvolle Dialektik der Freieheit lässt diese in neue Zwänge umschlagen.“

Byung-Chul Han: Burnoutgesellschaft. In: Ders.: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016

 

Wie Burnout entsteht – eine philosophische Erklärung

Wie kommt es zu Burnout? Der Philosoph und Medientheoretiker Byung-Chul Han gibt in seinem sehr lesenswerten Essay „Burnoutgesellschaft“* ein paar Hinweise darauf. Z.B. indem er sich mit seinem Kollegen Richard Sennett auseinandersetzt:

_senett„Die ständige Steigerung der Erwartungen, so daß das jeweilige Verhalten nie als befriedigend erlebt wird, entspricht der Unfähigkeit, irgend etwas zu einem Abschluss zu bringen. Das Gefühl, ein Ziel erreicht zu haben, wird vermieden, weil dadurch das eigene Erleben objektiviert würde, es würde eine Gestalt, eine Form annehmen und damit unabhängig vom Selbst Bestand haben.“

(Richard Sennett: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. Berlin 2008)

Byhung Chul Han dazu:

_muedigkeitsgesellschaft„Das Gefühl, ein Ziel erreicht zu haben, wird nicht absichtlich ‚vermieden‘. Vielmehr stellt sich das Gefühl, ein endgültiges Ziel erreicht zu haben, nie ein. Es ist nicht so, dass das narzisstische Subjekt nicht zum Abschluss kommen will. Vielmehr ist es nicht fähig, zum Abschluss zu kommen. Der Leistungszwang nötigt es dazu, immer mehr Leistung hervorzubringen. So kommt es nie zu einem ruhenden Punkt der Gratifikation. Es lebt permanent in einem Gefühl des Mangels und der Schuld. Da es letzten Endes mit sich konkurriert, versucht es sich selbst zu überholen, bis es zusammenbricht. Es erleidet einen psychischen Kollaps, den man ‚Burnout‘ nennt. Das Leistungssubjekt verwirklicht sich zu Tode. Sichverwirklichen und Selbstzerstörung fallen hier in eins.“

*Byung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016

2 of 3
123