„Die Vorstellung, was die anderen von einem denken und was sie denken, was man von ihnen denkt, wird so zu einer Quelle von sozialer Angst. Es ist nicht die objektive Lage, die die einzelne Person belastet und kaputt macht, sondern das Empfinden, im Vergleich mit signifikanten Anderen den Kürzeren zu ziehen.“
„Die Angst kommt daher, dass alles offen, aber nicht ohne Bedeutung ist. Man glaubt, in jedem Moment mit seinem ganzen Leben zur Disposition zu stehen. Man kann Umwege machen, Pausen einlegen und Schwerpunkte verschieben; aber das muss einen Sinn machen und zur Vervollkommnung des Lebenszwecks beitragen. Die Angst, einfach so dahinzuleben, ist schwer ertragbar. Angststress ist Sinnstress, von dem einen kein Staat und keine Gesellschaft erlösen kann [sic].“
„Weil Arbeit im Büro wesentlich aus Interaktion besteht, erscheint Ausbeutung in der Beziehung zwischen Menschen als der wahre Grund von Ermattung und Erschöpfung.“
Bude, Heinz: Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee. München 2019
Im SWR lief im September der Radio-Essay „Besser scheitern: Das Panorama des Misserfolgs wird neu definiert“, der sich sehr tiefgreifend sozio-philosophisch mit einem Thema befasst, das für Menschen mit Burnout von sehr zentraler Bedeutung ist. Der Podcast gibt sehr viele Denkanstöße und ist sehr hörenswert. Allerdings nur für Menschen, die schon weiter auf ihrem Weg zur Genesung sind und stabil! Das ist ein ernst gemeinter Hinweis.
„Es zeigt sich schnell, dass die Welle von Stress und Erschöpfung, die derzeit über die Deutschen schwappt, weitaus mehr ist als eine kollektive Empfindlichkeit. Wir sind vielmehr davon überzeugt, dass sich hinter der Debatte wirklich wichtige Fragen verstecken, die uns alle angehen. Beispielsweise die Frage danach, was ‚gutes Leben‘ heute eigentlich bedeutet. Und auch die Frage, inwieweit wir ganz persönlich für unsere Zufriedenheit verantwortlich sind – und welchen Einfluss die Arbeitsverhältnisse und der gesellschaftliche Rahmen auf unser Empfinden und unsere realen Entwicklungsmöglichkeiten haben.“
Unger, Hans-Peter/Kleinschmidt, Carola: „Das hält keiner bis zur Rente durch!“ Damit Arbeit nicht krank macht: Erkenntnisse aus der Stress-Medizin. München, 2014
Am Freitag strahlte ARTE eine eindrucksvolle Sendung zum Thema Altruismus aus: Die Revolution der Selbstlosen. Eine wirklich sehr sehenswerte Dokumentation, weil sie – gewohnt nüchtern und natürlich völlig esoterikfrei – Hoffnung macht. Wir lernen: Es tut sich was. Allerorten! Deshalb: Wärmste Empfehlung!
Die Sendung wird am 4.3.2016 vormittags noch einmal wiederholt, ist aber auch noch eine Weile in der ARTE-Mediathek abrufbar.
Ethan Zuckerman schreibt in seinem sehr interessanten und lesenswerten Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung darüber, dass weltweit immer mehr Menschen Vertrauen in etablierte, aber korrupte oder zwanghafte Institutionen des öffentlichen Lebens verlieren: Staaten, Regierungen, Behörden, Banken, Polizei, Global Players aller Arten etc. Die Folge: Sehr geräuschlos zwar, aber meist überaus aktiv und vielfältig richten diese Menschen ihr Leben so aus, dass sie möglichst ohne diese Institutionen leben.
Für mich ist hier die Parallele zu unserem Thema: Wenden sich nicht auch viele von uns im Zuge ihrer Krisenbewältigung von jenen Systemen und Institutionen ab, von denen wir vermuten, dass sie uns krank gemacht haben? Eine warme Lektüreempfehlung als Gedankenanregung!
vielen Dank für den Hinweis! Die vielen Kommentare sind ja echt sehr interessant und scheinen absolut den Nerv der Zeit zu treffen…
Auch wenn die Kommentare bedrückend sind, so sollen sie uns doch etwas aufzeigen: Man muss sich immer gut um sich selbst kümmern, eigene Entscheidungen treffen und ein gesundes Mittelmaß für sich finden. Kein Leben im Außen, sondern ein Leben im Innen… Das ist jedenfalls meine Meinung.
LG!
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