„Die Angst kommt daher, dass alles offen, aber nicht ohne Bedeutung ist. Man glaubt, in jedem Moment mit seinem ganzen Leben zur Disposition zu stehen. Man kann Umwege machen, Pausen einlegen und Schwerpunkte verschieben; aber das muss einen Sinn machen und zur Vervollkommnung des Lebenszwecks beitragen. Die Angst, einfach so dahinzuleben, ist schwer ertragbar. Angststress ist Sinnstress, von dem einen kein Staat und keine Gesellschaft erlösen kann [sic].“
Es überfiel mich mit äußerster Klarheit: nichts davon beruhte darauf, daß ich es so sah; die Dinge lagen nun einmal so, ob ich es verstand oder nicht, und wenn ich es nicht verstünde, wäre das immer noch ES.
Allen Watts: Dies ist ES. Über Zen und spirituelle Erfahrung. Reinbek, 1985
Oft steht unsereiner ja nach der körperlichen Krise vor einer ausgewachsenen Sinnkrise. Wieso eigentlich? Antworten darauf gibt der Philosoph und Mechaniker Matthew Crawford in diesem Interview mit der ZEIT: „Wir wollen spüren, dass wir etwas bewirken„.
“‘Men are most apt to kill or wish to kill when they feel overcome by meaninglessness.’ [Robert Jay Lifton]. In der Tat: aggressive Impulse scheinen nicht zuletzt dort zu wuchern, wo ein existentielles Vakuum vorliegt.“
Viktor E. Frankl in: Der Mensch auf der Suche nach Sinn. Stuttgart: Herder, 1975.
„[Und ] zwar denke ich an die Sonntagsneurose, eine Depression, welche jene Menschen befällt, die der Inhaltsleere ihres Lebens bewußt werden, wenn am Sonntag die wochentägliche Betriebsamkeit sistiert und das existentielle Vakuum in ihnen aufbricht.
Für gewöhnlich freilich ist die existentielle Frustration keine manifeste, sondern eine latente. Das existentielle Vakuum kann auch larviert, maskiert bleiben, und wir kennen diverse Masken, hinter denen sich das existentielle Vakuum verbirgt. Denken wir bloß an die sogenannte Manager’s Disease, die Krankheit der Manger, die sich aus ihrer Arbeitswut heraus in die Betriebsamkeit hineinstürzen, wobei der Wille zur Macht – um nicht zu sagen seine primitivste und banalste Ausprägung: der ‚Wille zum Geld‘ – den Willen zum Sinn verdrängt.
Aber es gibt nicht nur eine Manager’s, sondern, wie ich sie nennen möchte, auch eine Mrs. Manager’s Disease. […] All diese Menschen sind auf der Flucht vor sich selbst, indem sie sich einer Form der Freizeitgestaltung hingeben, die ich als zentrifugal bezeichnen möchte und gegenüberstellen einer solchen, die den Menschen nicht nur Gelegenheiten zur Zerstreuung, sondern auch solche zur inneren Sammlung zu geben versucht. […]
Ich halte das beschleunigte Tempo des Lebens von heute für einen, wenn auch vergeblichen Selbstheilungsversuch der existentiellen Frustration; denn je weniger der Mensch um ein Lebensziel weiß – nur desto mehr beschleunigt er auf seinem Lebensweg das Tempo. […]
Das Bekümmertsein um so etwas wie die Sinnhaftigkeit menschlichen Daseins, auch das Zweifeln an ihr, ja sogar das Verzweifeltsein im Hinblick auf eine vermeintliche Sinnlosigkeit menschlicher Existenz ist nun keineswegs ein krankharter Tatbestand, ein pathologisches Phänomen […]. Denn die Sorge um den Sinn seiner Existenz zeichnet ja den Menschen als solchen aus […], und wir dürfen dieses Menschliche – mehr als dies: dieses Allermenschlichste am Menschen – nicht zu etwas bloß allzu Menschlichem machen, beispielsweise zu einer Schwäche, zu einer Krankheit, zu einem Symptom, zu einem Komplex.“
Viktor E. Frankl: Der Mensch auf der Suche nach Sinn.
„Gut, setzen Sie den Zusatzjoker: Fragen Sie mich! Ich weiß die Antwort. Ehrlich. Sie wissen sie auch. Immer noch nicht draufgekommen? Sie wollen es unbedingt schwarz uf weiß. Sie wissen, der Kopf ist zum Denken da – aber taugt auch, um gegen die Wand zu rennen. Aber gut, dann machen wir jetzt ernst. Was ist der Sinn des Lebens? Hier ist die letzte, die allerletzte Gegenfrage: Würden Sie die Fragen einem spielenden Kind stellen? Würden Sie die Frage Ihrem eigenen Kind stellen?“
Eisenhauer, Gregor: Die zehn wichtigsten Fragen des Lebens in aller Kürze beantwortet. Köln, 2014. (Ein GUTES Buch!)
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