„Also enthält jedes Symptom – eine Depression, Angst, Langeweile oder Furcht – irgendeine Facette des Schattens, eine projizierte Emotion oder einen Zug oder eine Eigenschaft. Wir müssen verstehen, dass unsere Symptome, so unangenehm sie sein mögen, nicht mit Widerstand belegt, geringgeschätzt oder vermeiden werden dürfen, denn sie enthalten den Schlüssel zu ihrer eigenen Auflösung. Ein Symptom bekämpfen heißt, lediglich, den in dem Symptom enthaltenen Schatten bekämpfen und das ist ja gerade, was am Anfang das Problem verursacht hat.“
Wilber, Ken: Wege zum Selbst. Östliche und westliche Ansätze zu persönlichem Wachstum. München, 2008
In der Therapie lernen wir, dass das, was und vor allem wie wir mit uns und anderen sprechen eines der wichtigsten Mittel ist, uns zu helfen und wieder gesund zu werden. Andersherum gilt das offensichtlich auch, wie dieser Artikel auf Spektrum.de belegt. Wer viel von sich selbst spricht, ist offenbar emotional instabiler und anfälliger für Depressionen: Wer häufig »ich« sagt, ist labiler.
Eine Diskussion, die uns auch immer wieder beschäftigt, ist jene nach den Wirkweisen von Antidepressiva. Der SPIEGEL online berichtete in diesem lesenswerten Artikel neulich darüber: Wie gut wirken Antidepressiva?
Im Ergebnis zeigt sich, dass Mitarbeiter, die sich coachen lassen, als gesund und leistungsfähig gelten. Coaching wird positiv mit Leistungssteigerung assoziiert und genießt daher eine hohe Wertschätzung als Personalentwicklungsinstrument. Eine Psychotherapie hingegen wird mit Krankheit, Defizit und Leistungsausfall verbunden. Die damit einhergehende Stigmatisierung führt zu Berührungsängsten bei Mitarbeitern und Personalmanagern.
„Wenn Sie nur ein einziges Wort verändern, kann das einen Unterschied machen. Ersetzen Sie Warum-Fragen durch ein Wie? und sogleich fokussiert man auf Lösungen.“
Peter Szabó/Insoo Kim Berg: Kurz(zeit)coaching mit Langzeitwirkung, Dortmund, 2009
„Jede Therapeutin/jeder Therapeut wird mir zustimmen, dass ein Arbeitsbündnis grundlegend wichtig ist. Dennoch fällt mir immer wieder in Supervisionen auf, wie selten das Arbeitsbündnis expressis verbis geklärt wird. Ich verstehe darunter, dass ein/e PatientIn informiert ist über das therapeutische Vorgehen und dass sie/er diesem zugestimmt hat. Außerdem sollten einigermaßen erreichbare Ziele erarbeitet werden. Und beide, TherapeutIn und PatientIn, sollten immer wieder gemeinsam überprüfen, welcher Schritt in der Behandlung, oder welche Schritte besonders wirksam im Erreichen dieser Ziele sind.“
Aus: Reddemann, Luise: Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren. Stuttgart, 2002.
Auch noch einmal an dieser Stelle der Hinweis von Andrea (Danke!) auf diese hörenswerte Radio-Sendung zu den Hintergründen der Gestalttherapie: „Die Eltern der Gestalttherapie – Fritz und Laura Perls.“ Als Podcast abrufbar auf der Seite des Bayerischen Rundfunks
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille – und hört im Herzen auf zu sein.
„Auch wir stoßen uns anden Stäben unserer inneren Gefängnisse. Psychologisch gesehen ist der Mensch ein Selbstfesselungskünstler. Der unruhige Kopf mit seinen vielen Gedanken und Erwartungen schmiedet Käfige, in die wir uns selbst einsperren. Dies beginnt oft schon bei den Vorurteilen, die wir unbewusst darüber fllen, was sich ein Auftraggeber tatsächlich wünscht. Vieles begrenzt unsere Ideenfindung: Unruhe, vorschnelle Bewertungen oder die Unfähigkeit aktiv zuzuhören. Viele Stäbe des Käfigs existieren nur in unserem Kopf und nicht in dem des Auftraggebers. Je starrer unsere Ansichten sind, je etablierter die Routinen, desto festern scheint die Käfigtür verschlossen. Am Ende sind es Unachtsamkeit und Aktionismus, die uns einsperren.“
„Wer zur Ruhe kommt, setzt sich den eigenen Gedanken aus. Und wenn wir ehrlich sind, bemerken wir, dass nicht wir entscheiden, was wir denken. Die Gedanken kommen einfach, auch die unerwünschten. Unser Kopf ist in der Lage, uns die schönsten Situationen zu verderben. Die äußeren Rahmenbedingungen, also die äußeren Faktoren spielen dabei eine keinere Rolle, als wir gewöhnlich denken.“
„[Meditationstechniken] sind der einzige Weg, die Käfige im eigenen Kopf zuerst zu erkennen und dann langsam die Stäbe zu lockern. […] Sie müssen weder an etwas glauben, noch müssen Sie viel darüber wissen. Sie müssen es einfach tun! Probieren Sie es aus und stellen Sie sich nicht die Frage, ob Sie meditieren sollen oder nicht.“
„Die Fähigkeit still zu sein öffnet das innere Ohr, erst ohne Ablenkung bemerken wir, was wir tun wollen und wie wir es tun wollen.“
„Die störenden Gedanken verschwinden nicht, auch das Leid verschwindet nicht, aber wir gewinnen Distanz zu beidem und sind nicht mehr zwanghaft jeder unwillkommenen Idee oder jedem schlechtem Gefühl ausgeliefert. Das alles hat, in der Summe, großen Einfluss auf Wohlbefinden und Glück.“
Frank Berzbach: Die Kunst ein kreatives Leben zu führen. Anleitung zu Achtsamkeit, Mainz, 2014
„Wir reden und reden und halten diese rhetorischen Gebilde am Ende für unsere Überzeugungen – bis es ans Handeln geht.“
Peter Bieri Philosoph
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