Stress

Die Folgen von zu vielen Arbeitsstunden…

„Eine der längsten je durchgeführten Längsschnittstudien über die physiologischen Auswirkungen der Arbeit begann in den 1970er Jahren unter Michael Marmot. Heute kann diese Studie die Folgen von Überstunden und Stress über die gesamte Lebenszeit von 10 000 Beamten in Whitehall verfolgen. Und die Daten öffnen uns die Augen. Diejenigen, die 55 oder mehr Stunden pro Woche arbeiten, erfahren ab der Mitte ihres Lebens kognitive Verluste. Ihre getestete Leistung ist in vielem schlechter: Wortschatz, logisches Denken, Informationsverarbeitung, Problemlösung, Kreativität und Reaktionszeit. Dieser Grad an leichter kognitiver Beeinträchtigung im mittleren Alter sagt auch eine frühere Demenz und einen früheren Tod voraus. Lange Arbeitszeiten und Schlafentzug machen das Gehirn immer träger; soweit, bis wir zu müde sind, um zu erkennen, was wir uns selbst antun.“

Heffernan; Margaret: Wilful Blindness. London 2011

„Angststress ist Sinnstress“

Die Angst kommt daher, dass alles offen, aber nicht ohne Bedeutung ist. Man glaubt, in jedem Moment mit seinem ganzen Leben zur Disposition zu stehen. Man kann Umwege machen, Pausen einlegen und Schwerpunkte verschieben; aber das muss einen Sinn machen und zur Vervollkommnung des Lebenszwecks beitragen. Die Angst, einfach so dahinzuleben, ist schwer ertragbar. Angststress ist Sinnstress, von dem einen kein Staat und keine Gesellschaft erlösen kann [sic].“

Heinz Bude: Gesellschaft der Angst. Hamburg 2014

Hach ja… #78

„Die individuelle Bewältigung von Stress, wie sie sich in den vergangenen Jahrzehnten herausgebildet hat, ist aus gesundheitspolitischer Perspektive jedoch problematisch, da die Ratschläge zur Selbstoptimierung den Wettbewerb zwischen den Individuen mittelfristig zusätzlich verschärfen. Die Fixierung auf den Einzelnen, wie sie im Rahmen aktueller Stressmanagement-Ansätze insbesondere von der Psychologie propagiert wird, fürht zu einer Entvergesellschaftung gesellschaftlicher Problemlagen. Mehr oder weniger stillschweigend wird dabei von der Prämisse ausgegangen, dass der Einzelne in der Lage ist, mit ständig wachsenden Herausforderungen umzugehen. Auf diese Weise wird die Frage nach gesellschaftspolitischen Lösungen für die im zuge von Deregulierung, Selbstoptimierung und Beschleunigung gewachsenen Belastungen ausgeblendet.“

Patrick Kury: Von der Neurasthenie zum Burnout – eine kurze Geschichte von Belastung und Anpassung. In: Neckel, Sighard; Wagner, Greta: Leistung und Erschöpfung. Burnout in der Wettbewerbsgesellschaft. Frankfurt am Main, 2013.

Spektrum.de: Eins nach dem andern

„Sind Sie multitaskingfähig?“ So schreiben Firmen auch heute noch ihre Stellen aus. Der Glaube an die Fähigkeit des Menschen, mehrere Dinge gleichzeitig erledigen zu können, scheint unerschütterlich. Gerade unsereiner weiß oft, was es heißt, zu versuchen, mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten“. Und damit auf die Nase zu fallen.

Für alle, die hier ein bisschen Trost brauchen: Wir sind nicht deshalb gescheitert, weil wir zu schlecht multitasken. wir sind gescheitert, weil wir etwas Unmögliches versucht haben. Nachzulesen ist das hier auf spektrum.de: Stress und Erschöpfung – Eins nach dem anderen!

Warum wir wie mit Stress umgehen

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Stresstoleranz des Erwachsenen deutlich erniedrigt und die Schmerzempfindlichkeit deutlich erhöht sind, wenn die Umstände um die Geburt herum für das Neugeborene stark belastend bzw. schmerzvoll waren.

Roth, Gerhard: Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten. Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern. Stuttgart, 2011.

Von wegen Resilienz! Der Stress muss weg!

Wenn es darum geht, sich gegen Stress zu wappnen, stehen viele Experten mit vielen guten Ratschlägen parat. Einer davon ist Resilienz, wie z.B. kürzlich wieder hier im Harvard Business Review zu lesen war. Keine Frage, Fähikgeiten zur Stressbewältigung sind sicherlich sehr hilfreich. Doch reicht es wirklich aus, dass sich einzelne Menschen in dieser Hinsicht optimieren, um dem immer größer werdenden Stress gut zu begegnen? Oder ist nicht auch nötig, dass wir alle nach Kräften für allgemein stressfreie Rahmenbedingungen in unseren persönlichen, privaten, schulischen, beruflichen und öffentlichen Umfeldern sorgen?

1 of 3
123