Schlecht drauf oder depressiv? Depression erkennen und behandeln
Und hier noch eine Unterlage zu einem Vortrag, der kürzlich von Dr. Susanne Lucae am Max-Planck-Inistitut für Psychiatrie gehalten wurde:
Schlecht drauf oder depressiv? Depression erkennen und behandeln
© Max-Planck-Institut für Psychiatrie | Lucae, 2016
Karl hat uns das Dokument freundlicherweise besorgt. Vielen Dank an Frau Dr. Lucae, dass wir es hier veröffentlichen dürfen.
Unten stehend auch noch einmal, was Angelika zu dem Vortrag an Stichpunkten für uns zusammengefasst hatte.
Hallo zusammen,
diese Woche war ja die Veranstaltung im Max-Planck-Institut für Psychiatrie zum Thema „Schlecht drauf oder depressiv – Depressionen erkennen und behandeln“. Wir hatten im Vorfeld auf die Veranstaltung hingewiesen.
Die Veranstaltung war bis zum letzten Stehplatz gefüllt (!) und der Vortrag war auch sehr interessant.
Hier noch einige weitere Stichpunkte und Eckinformationen dazu aus dem Vortrag:
- die 3 Kardinalsymptome einer Depression sind
- gedrückte Stimmung,
- Verlust von Interesse und Freude,
- reduzierter Antrieb: keine Lust, etwas zu unternehmen.
- Zusätzliche Symptome sind z.B.: reduziertes Selbstwertgefühl, Suizidgedanken, Appetitminderung, Schlafstörungen (typisch: Früherwachen um 04:00 Uhr + Grübeln), Pseudodemenz, etc.
- die offizielle Diagnose einer depressiven Episode ist lt. der ICD-10 erfüllt, wenn:
- 2 oder 3 der Kardinalsymptome erfüllt sind (s. oben oder Handout)
- mind. 2 weitere der zusätzlichen Beschwerden festzustellen sind (s. oben oder Handout)
- und das über mindestens 2 Wochen gegeben ist! (Nur einige Tage ist zu wenig, aber 2 Wochen sind ja auch schnell rum!)
- Abgrenzung zum Burnoutsyndrom:
- Burnout ist KEINE eigenständige psychiatrische Diagnose: sie steht in der ICD-10 nur im Anhang!
- Burnout ist ein chronischer Erschöpfungszustand! Früher: „Erschöpfungssyndrom“, d.h. die Erschöpfung steht ganz klar im Vordergrund!!!
- die Erschöpfung ist körperlich und emotional
- Zynismus: distanzierte Einstellung zur beruflichen Tätigkeit
- Ineffektivität: Gefühl des beruflichen und privaten Versagens
- Ohnmacht: Gefühle des Kontrollverlusts (man kommt aus der Kiste nicht mehr raus…)
- Stress erhöht die Freisetzung von CRH (zentrales Stresshormon): CRH ist erst im Gehirn, dann im Körper ? Erhöhung von Ängstlichkeit, Verlust von Appetit und sexuellem Interesse („Burnout“)
- fast alle Patienten schildern, sich nicht mehr entspannen zu können – auch wenn gerade nichts los ist…
- Überlappung von Burnout und Depression! Aber Burnout ist nicht (!) gleich Depression!!!
- Burnoutpatienten schildern oft z.T. massive körperliche Beschwerden: es dauert oft Jahre, bis das richtig diagnostiziert wird! Bei Einnahme eines Antidepressivums werden die Symptome schnell besser!
- Ursachen von Burnout und/oder Depression:
- es gibt ein genetisches Risiko („Vulnerabilität)
- akute Belastungsreaktion
- chronische Belastungsreaktion
- frühkindliche traumatische Erfahrungen
- körperliches Erkranken
- Die Neuroplastizität des Gehirns (= Neubildung von Nervenzellen) ist wohl wichtig für die Genesung! Es werden immer wieder neue Nervenzellen gebildet. Ist noch in der Forschung.
- bei hoher genetischer Belastung muss nicht viel oder auch nichts passieren: trotzdem kann es zur Depression kommen!!!
- Diagnose: Ausschlussdiagnostik!!!
- Wenn gewisse körperliche Dinge ausgeschlossen werden können, dann ist es eine psychische Erkrankung.
- Ausschluss von:
- Hormonstörungen/-veränderungen
- Einfluss von anderen Medikamenten
- Blutzuckerschwankungen bei Diabetes
- Gehirntumor
- entzündliche Ursachen
- empirisch nachgewiesen in vielen Studien sind in der Therapie hauptsächlich 2 Säulen, die helfen:
1. Paychopharmakotherapie (Einnahme von Medikamenten) (greift nach ca. 2 Wochen)
2. Psychotherapie (greift nach ca. 12 Wochen)
? also die Kombination von beidem!!! - bei leichterer Depression ist die Psychotherapie DIE Wahl (ohne Medikamente).
- Bei schwerer Depression sind Medikamente erst mal hilfreich, damit man wieder klar denken kann. Dann erst Psychotherapie.
- schwieriges Gleichgewicht zwischen Über- und Unterforderung im Alltag!
- die Möglichkeit der Angehörigen, einen depressiven Menschen zu unterstützen, sind begrenzt:
- zur Behandlung zwingen kann man nicht! (Der Mensch ist frei… außer bei Suizid, Eigen- oder auch auch Fremdgefährdung!).
- Hier kann man nur empfehlen: „Bitte geh zum Arzt!“ (Nicht einfach eine Tablette in den Kaffee schmeißen…!!!)
Viele Grüße!
Angelika