Hach ja… #49

_muedigkeitsgesellschaft„Der depressive Mensch ist jenes animal laborans, das sich selbst ausbeutet, und zwar freiwillig, ohne Fremdzwänge. Er ist Täter und Opfer zugleich. […] Der Exzess der Arbeit und Leistung verschärft sich zu einer Selbstausbeutung. Diese ist effizienter als die Fremdausbeutung, denn sie geht mit dem Gefühl der Freiheit einher. Der Ausbeutende ist gleichzeit der Ausgebeutete. Täter und Opfer sind nicht mehr unterscheidbar.“

Byung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016

Streit gegeben? Hoch hergegangen? Das ist gut. Wahrscheinlich.

Gerade zu dieser weihnachtlichen Zeit kommt es ja oft zu Streitereien. Und bei unsereiner vielleicht sogar noch einmal mehr. Wir kämpfen dann mit der und gegen die Welt und zudem ringen wir oft genug auch mit uns selbst und unseren Dämonen. Fühlt sich ganz schlecht an. Helfen kann hier, sich vor Augen zu führen, dass diese Konflikte gut sind. Solange sie so gelöst werden, dass die psychische, seelische und körperliche Existenz, Leib und Leben nicht bedroht werden. Wenn man gut mit Konflikten umgeht, stoßen sie wichtige Entwicklungen an.

simon_konflikt„Systemtheoretisch gesehen haben Störungen […] eine ambivalente Wirkung. Sie beeinträchtigen zwar die bis dahin funktionierenden Prozesse und Strukturen, aber sie initiieren gerade dadurch Veränderungen. Ohne solche Störungen kein Lernen, keine Entwicklung, keine Umstrukturierung, keine Reform, keine Revolutionen…

Konflikte haben deshalb als Störungen eine „Alarmierfunktion“ […] und signalisieren, dass etwas geschehen muss. Sie verweisen auf eine prekäre System-Umwelt- Beziehung, die zu entgleisen droht, wenn nicht darauf reagiert wird. Wenn der Widerspruch beseitig wird und der Konflikt sich in Nichts auflöst, kann das System so bleiben, wie es war. Wenn dies nicht gelingt, dann wird das System sich verändern oder im Extremfall in einen Desintegrationsprozess gleiten: sich spalten, sich auflösen etc. Die Chance, die in jedem Konflikt (bzw. Widerspruch) liegt, besteht in der Systemveränderung, der Entwicklung – sei es des psychischen, sei es des sozialen Systems.“

(Simon, Fritz B.: Einführung in die Systemtheorie des Konflikts. Heidelberg, 2010.)

In diesem Sinne: Ergreift die Chancen, die Euch bieten! Und: Passt gut auf Euch und alle(s), was Euch wichtig ist, auf!

Hinweis: Fachtagung Depression & Selbsthilfe

Münchner Bündnis gegen DepressionUnter dem Motto „Gemeinsam stark gegen Depressionen!“ veranstaltet das Münchner Bündnis gegen Depression im Januar eine Fachtagung zum Thema Depression & Selbsthilfe, auf die wir Euch gerne hinweisen möchten:

  • 18. Janauer 2017, 9 – 16 Uhr
  • Sophiensaal im Bayerischen Landesamt für Steuern,
  • Sophienstraße 6, München

Es wird um Anmeldung bis 9. Januar gebeten.

Weitere Informationen findet Ihr in diesem Flyer hier.

Hach ja… #48

„In meinem Leben habe ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Die meisten davon sind nie eingetreten.“
Mark Twain

Multitasking: „Nicht tragisch, sondern schlichtweg fahrlässig.“

szAnnete Ramelsberger hat kürzlich in einem Kommentar in der SZ auf etwas wichtiges hingewiesen: Multitasking gefährdert Konzentration in der Lebensführung und im Zusammen-) Leben. Das ist seiner Umwelt (und sich selbst) gegenüber lebensgefährlich fahrlässig.

„Das Verfahren über das Bahnunglück von Bad Aibling zeigt auch jedem einzelnen, wie wichtig es ist, seinen Job so zu machen, dass man sich nichts vorwerfen lassen muss: zum Beispiel Auto zu fahren, wenn man im Auto sitzt. Oder Züge zu überwachen, wenn man im Stellwerk sitzt.
In einer hoch technisierten Gesellschaft wird es schnell lebensgefährlich, wenn man sich an diese Vorschriften nicht hält oder versucht, Rekorde in Multitasking aufzustellen – auch weil der Mensch dazu neigt, sich selbst zu überschätzen.“