„Der zentrale Sozialisationseffekt von weiterführenden Schulen und dann der Hochschule besteht in der Einübung von Leistungsmotivation als Voraussetzung für Erfolgstüchtigkeit. Die Aufstiegsenergie wird in den Bildungsinstitutionen durch die Ausrichtung auf die Bildungsziele ausgekühlt und abgerichtet. Das Lehrpersonal verteilt Noten bekanntlich nicht nur für formelle Leistungserbringung, sondern auch und besonders für informelle Habitusdurchdringung. Die Heranwachsenden sollen lernen, sich einzubringen, auszudrücken und insgesamt eine gute Figur zu machen.“
„Denn wie oft im Leben stehen wir vor einer unüberwindlichen Mauer und wähnen uns am Ende? Wie oft kämpfen und mühen wir uns ab, einen Ausweg zu finden, um nach zahllosen Versuchen in uns zusammenzusinken, kurz vor dem Aufgeben? Wie oft meinen wir, dass es das Leben besonders böse mit uns meint und wir von allen guten Geistern – auch Gott – verlassen sind? Und dann, irgendwann, kommt unerwartet plötzlich doch ein Lichtlein daher, das uns einen Weg weist, den wir zögernd gehen, weil er noch dunkel und steinig scheint, um ein paar Meter weiter plötzlich wieder im weiten Land, in heller Sonne auf einer großen breiten Straßenkreuzung zu stehen., auf der uns viel Wege zum Weiterwandern einladen. Und wie gerne nehmen wir diese Einladung an, entscheiden uns und spüren die unendliche Freiheit, uns entscheiden zu dürfen. „
„Neurowissenschaftler und inzwischen wohl auch die meisten Psychologen gehen davon aus, dass das Fühlen, Denken und Handeln eines Menschen generell von Geschehnissen in seinem Gehirn bestimmt wird. Dies bedeutet aber nicht, dass das Gehirn die Letztursache unserer Gefühle, Gedanken und Handlungen ist, denn es wird dabei seinerseits von zahlreichen Faktoren bestimmt, zu denen die Gene und epigenetisch-entwicklungsmäßige Prozesse auf der einen Seite und Umwelteinflüsse verschiedenster Art auf der anderen Seite gehören. Zu letzteren zählen auch über das Gehirn und den Körper der werdenden Mutter vermittelte vorgeburtliche Einflüsse, prägende Erlebnisse während der frühen Kindheit sowie Umwelteinflüsse in späterer Kindheit und in Jugend und Erwachsenenalter.“
Eine Grundbedingung muss beachtet werden, nämlich dass dasjenige, was schließlich getan wird, im Einklang mit dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis steht. Dies ist der Grund dafür, dass diese Instanz das erste und das letzte Wort hat. Wir müssen nämlich mit unseren Handlungsentscheidungen leben können. Was wir tun, muss im Lichte unserer bewussten und insbesondere unbewussten Lebenserfahrung plausibel und gerechtfertigt erscheinen. Dies entspricht der Übereinstimmung unbewusster Motive und bewusster Ziele. Können wir dies auf Dauer nicht, so werden wir psychisch krank.
Roth, Gerhard: Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten. Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern. Stuttgart, 2011.
Auf dem Teamworkblog findet sich diese Woche ein Artikel darüber, wie in uns Menschen-, Welt- und Selbstbilder entstehen und wie sie uns bei unseren großen und kleinen Entscheidungen leiten: „Was ist wichtig?“ – Wie wir gute Entscheidungen treffen
Bauer, Joachim: Das Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. München, 2008.
„Worauf die Motivationssysteme [mindestens des Menschen, vermutlich aber aller Säugetiere] zielen, ist also Zuwendung und die gelingende Beziehung zu anderen. Dies erklärt die bekannte Tatsache, dass Menschen nach dem Verlust wichtiger zwischenmenschlicher Bindungen oft einen Einbruch ihrer Lebensmotivation erleben und von Gefühlen der Sinnlosigkeit geplagt sind. Verlustereignisse sind, wie Studien belegen, typische Auslöser von Depressionen und anderen psychischen Krisen. Die Tatsche, das länger dauernde soziale Isolation oder der Verlust wichtiger zwischenmenschlicher Bindungen zu einem Absturz der Motivationssysteme führen können, macht etwas Entscheidendes deutlich: Alle Ziele, die wir im Rahmen unseres normalen Alltags verfolgen, die Ausbildung oder den Beruf betreffend, finanzielle Ziele, Anschaffungen etc., haben aus der Sicht unsere Gehirns ihren tiefen, und meist unbewussten ‚Sinn‘ dadurch, dass wir damit letztlich auf zwischenmenschliche Beziehungen zielen, das heißt, diese erwerben oder erhalten wollen. Das Bemühen des Menschen, als Person gesehen zu werden steht noch über dem, was landläufig als Selbsterhaltungstrieb bezeichnet wird.“
Bauer, Joachim: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Hamburg 2006, S. 60ff.
„Wer Menschen nachhaltig motivieren will […], muss ihnen die Möglichkeit geben, mit anderen zu kooperieren und Beziehungen zu gestalten. […] Da sie mit der Ausschüttung der Glücksbotenstoffe Dopamin, Oxytozin und Opioide einhergehen, sind gelingende Beziehungen das unbewusste Ziel allen menschlichen Bemühens. Ohne Beziehung gibt es keine dauerhafte Motivation. Die von den Motivationssystemen ausgeschütteten Botenstoffe ‚belohnen‘ uns nicht nur mit subjektivem Wohlergehen, sondern […] auch mit körperlicher und mentaler Gesundheit. Dopamin sorgt für Konzentration und mentale Energie, die wir zum Handeln benötigen. Besonders gesundheitsrelevant ist jedoch das, was Oxytozin und die endogenen Opioide leisten: Sie reduzieren Stress und Angst, indem sie das Angstzentrum der Mandelkerne (Amygdala) und das oberste Emotionszentrum (Anteriorer Cingulärer Cortex) beruhigen. Belastete und belastende Beziehungen führen nicht nur zu einem ‚Sinkflug‘ der Motivationssysteme. Wenn die Ausschüttung von Oxytozin und Opioiden ausbleibt, entfallen auch die erwähnten beruhigenden Wirkungen auf das Angst- und das oberste Emotionszentrum. Dies hat eine neurobiologische Erregungsreaktion zur Folge. Im Normalfall, also bei Beziehungskonflikten, wie sie im Alltag laufend vorkommen, ist diese Reaktion durchaus sinnvoll, denn sie veranlasst uns, uns verstärkt um Kooperation und Normalisierung zu bemühen. Dauerhaft gestörte Beziehungen oder der vollständige Verlust tragender Bindungen können dagegen einen ‚Absturz‘ der Motivationssysteme zur Folge haben. Der Ausfall der beruhigenden Effekte auf die Emotionszentren kann sich in einer solchen Situation massiv bemerkbar machen. Über die Mandelkerne, die emotionalen Angstzentren des Gehirns, kann es dann zu einer Hochschaltung von Stressgenen und zur Ausschüttung von Alarmbotenstoffen in tiefer gelegenen Hirnarealen kommen.* Abgesehen von der Möglichkeit massiver Aggressionsentwicklung, zeihen Beziehungskrisen oder Verluste in der Regel eine zweiphasige seelische Reaktion nach sich: Kurzfristig setzt meistens ein Gefühl von Schmerz und Erregung ein, das mit Angst, Panik, Trauer (oder Aggression) verbunden sein kann. Langfristig – das heißt, falls Beziehungsstörungen chronisch anhalten oder falls ein Verlust (noch) nicht verkraftet werden konnte – kann es zu verschiedenen Spielarten einer depressiven Störung kommen. Diese Reaktionsketten laufen unabhängig von unserer bewussten Kontrolle ab. Sie sind bereits bei Säuglingen zu beobachten.“
*“Bleibt bei schweren Krisen auf der Beziehungsebene die beruhigende Wirkung von Oxytozin auf die Mandelkerne (Amygdala) aus, schütten die Nervenzellen der Mandelkerne den erregenden Nervenbotenstoff (Neurotransmitter) Glutamat aus. Dieser aktiviert dann zwei in den tieferen Regionen des Gehirns gelegene Alarmzentren: Zum einen werden im Hypothalamus Stressgene angeschaltet (mit der Folge, dass es im Körper zu einer Erhöhung des Stresshormons Cortisol kommt). Zum andere aktiviert das von den Mandelkernneuronen ausgeschüttete Glutamat Alarmzentren des Hirnstamms, wo es dann unter anderem zur Ausschüttung von Noradrenalin kommen kann. Noradrenalin setzt das gesamte ‚Panikorchester‘ des Körpers in Gang, einschließlich Herz, Kreislauf und Psyche.“
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