Das erschöpfte, depressive Leistungssubjekt ist gleichsam von sich selbst zermürbt. Es ist müde, erschöpft von sich selbst, vom Krieg mit sich selbst. Ganz unfähig, aus sich herauszutreten, draußen zu sein, sich auf den Anderen hin, auf die Welt hin zu verlassen, verbeißt es sich in sich selbst, was paradoxerweise zur Aushöhlung und Entleerung des Selbst führt. Es verschleißt sich in einem immer schneller sich um sich selbst drehenden Hamsterrad.
Byung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016
„In einer bedrohlichen Situation ist es natürlich, die gesamte psychische Energie zu mobilisieren, nach innen zu richten und als Verteidigung gegen die Bedrohung einzusetzen. Aber diese angeborene Reaktion beeinträchtigt häufig die Fähigkeit, eine Situation zu bewältigen. Sie verstärkt das Gefühl von innerem Chaos, schränkt die Flexibilität der Reaktionen ein und – das ist vielleicht am schlimmsten – isoliert den Menschen vom Rest der Welt und lässt ihn mit seinen Frustrationen allein.“
Csikszentmihalyi, Mihaly: Flow: Das Geheimnis des Glücks. Stuttgart, 2001.
Der Begriff Burnout kommt in meiner Denkwelt nicht vor (zu Recht, wie ich später lernen werde), vor allem weil er so modisch ist. Wenn ich schon durchdrehe, möchte ich wenigstens eine extravagante Krankheit haben. Er kommt auch deshalb nicht vor, weil ich Burnout bekloppt finde. Wieso soll ich ausgebrannt sein? Es ist ja gar nicht so, dass ich bilderbuchmäßig 20 Stunden am Tag arbeite. Wenn jemand Burnout haben müsste, dann am ehesten die Bundeskanzlerein. Hat sie aber nicht. Und ich schon gar nicht.
[…] In Wirklichkeit bin ich längst verloren, ich kann mir nur noch nicht erklären, wieso und weshalb und bin deshalb nicht bereit zu aktzeptieren, dass ich fertig bin. Es trennt mich nicht mehr viel davon, ein psychisches Wrack zu sein.
Quälende zwei weitere Wochen wird dieser Zustand anhalten, sich sogar massiv verstärken: manchmal werde ich zuversichtlich sein, manchmal werde ich in tiefe Depressionen rutsch. Und immer werde ich unruhig sein. Von Tag zu Tag kenne ich mich selbst immer weniger. Mein Körper wird mir fremd, nicht nur weil ich immer mehr abnehme, auch weil ich nicht mehr klarkomme mit dem, was mein Körper da mit mir veranstaltet. Mittlerweile habe ich alle Kategorein von Ärzten aufgesucht, bin einmal komplett durchgecheckt, nicht mal einen neurologischen Befund gibt es, meine Nerven sind intakt, das klingt für mich so absurd, das passt nicht zu meiner Konstitution, ausgerechet meine Nerven sollen in Ordnung sein!
Aus: Striemer, Rüdiger: Raus! Mein Weg von der Chefetage in die Psychiatrie und zurück. Berlin, 2015.
„Bei dem Bild oben rechts empfinde ich große Betroffenheit, es macht mich fast etwas traurig und hat so etwas Bedrückendes.“
Ich will sofort nach Hause. Auf das Bild oben rechts hat Heike eine dunkelblaue Blume gemalt, na und? Immerhin eine Blume, was soll dieses Theater, die Blame ist halt dunkelblau, vielleicht war Dunkelblau übrig in Heies Malkasten. Das hier kann jedenfalls nicht die Lösung meines Problems sein, ich werde gleich morgen abreisen. Leider habe ich keine Idee wohin, denn ich bin verzweifelt, und zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf.
Striemer, Rüdiger: Raus! Mein Weg von der Chefetage in die Psychiatrie und zurück. Berlin, 2015.
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