Zitat

„Ich glaube nämlich, dass in der Welt viel zu viel gearbeitet wird“

„Wie die meisten meiner Generation bin ich nach dem Sprichwort ‚Müßiggang ist aller Laster Anfang‘ erzogen worden. Da ich ein sehr braves Kind war, glaubte ich alles, was man mir sagte; und so entwickelte sich mein Pflichtgefühl derart, dass ich zeit meines Lebens und bis zum heutigen Tage nicht umhin konnte, immer schwer zu arbeiten. Aber wenn mir auch mein Handeln vom Gewissen vorgeschrieben war, so hat sich doch in meinen Ansichten eine Revolution vollzogen. Ich glaube nämlich, dass in der Welt viel zu viel gearbeitet wird, dass die Überzeugung, Arbeiten sei an sich schon vortrefflich und eine Tugend, ungeheuren Schaden anrichtet, und dass es nottäte, den modernen Industrieländern etwas ganz anderes zu predigen, als man ihnen bisher immer gepredigt hat.“

Betrand Russel: Lob des Müßiggangs. München 2019

Wo beginnen?

Wenn wir auf eine Veränderung unserer Eltern oder unseres Partners, unserer Partnerin warten, kann das lange dauern, vielleicht verbringen wir unsere ganze Zeit nur mit diesem Warten. Also ist es besser, bei sich selbst anzufangen. Versuchen Sie nicht, andere zu Veränderungen zu zwingen. Auch wenn es lange dauert, Sie werden sich besser fühlen, wenn Sie bei sich selbst ansetzen und Ihr Bestes tun.

Thich Nhat Hanh

Warum es sich lohnt, daran zu arbeiten

Manchmal tun wir uns in der eigenen Familie besonders schwer damit, gut miteinander umzugehen und zu kommunizieren, weil wir ähnlich leidvolle Erfahrungen teilen und auch in ähnlicher Weise auf Leidvolles reagieren. Das Leid unsere Eltern wurde ihnen von ihren Eltern übertragen und denen von ihren jeweiligen Vorfahren. Erst wenn Sie ihr eigenes Leid zu verstehen beginnen und sich mit sich selbst versöhnen, wird dieses Leid nicht mehr an künftige Generationen weitergegeben. Die Arbeit der achtsamen Kommunikation ist also nicht nur für uns unsere Liebsten wichtig, sondern auch für unsere Nachfahren.

Thich Nhat Hanh

Hach ja… #86

„Der depressive Mensch ist jenes animal laborans, das sich selbst ausbeutet, und zwar freiwillig, ohne Fremdzwänge. Es ist Täter und Opfer zugleich.“

Byjung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft

Wann gehen wir es am besten an?

„Sind diese unruhigen Zeiten der richtige Rahmen für den Versuch, unsere Arbeit zu verändern? Sollten wir nicht warten, bis die Wirtschaft sich wieder stabilisiert hat? Wir werden immer Ausflüchte finden, um am Gewohnten festzuhalten. Es gibt immer Gründe, die dagegen sprechen, dass wir unsere Arbeitsauffassung und damit unser Menschenbild neu gestalten. Doch gute Gründe sind es nicht.“

Barry Schwartz: Warum wir arbeiten?

Welche Art von Angst?

„Die Vorstellung, was die anderen von einem denken und was sie denken, was man von ihnen denkt, wird so zu einer Quelle von sozialer Angst. Es ist nicht die objektive Lage, die die einzelne Person belastet und kaputt macht, sondern das Empfinden, im Vergleich mit signifikanten Anderen den Kürzeren zu ziehen.“

Heinz Bude: Gesellschaft der Angst

„Mehr ein Stein als ein Mensch“

Fraglos trägt das empfindsame menschliche Gehirn zur Bereicherung des Lebens in unvorstellbarem Maße bei. Jedoch zahlen wir dafür einen teuren Preis; denn das Mehr an Empfindlichkeit macht uns auch entsprechend verletzbar. Je weniger empfindsam man wird, je weniger verwundbar wird man – mehr ein Stein als ein Mensch – und demgemäß weniger empfänglich für Freuden.

Allan Watts: Weisheit des ungesicherten Lebens

 

Übrigens Wut…

„Doch wenn wir wütend oder ärgerlich sind, sind wir nicht sehr klar. Handeln wir also aus diesem Ärger heraus, kann das nur neues Leid schaffen und die Situation eskalieren lassen. Das bedeutet nicht, dass wir unseren Ärger unterdrücken sollten. Wir sollten nicht vorgeben, alles sei in bester Ordnung, wenn das gar nicht der Fall ist.“

Thich Nhat Hanh

Siehe auch: Wie mit Wut umgehen? oder Warum diese Wut?

Aufstieg und Zufriedenheit

„Die subjektive Zufriedenheit wächst mit der Zunahme des Einkommens anfänglich extrem an, etwa in Entwicklungsländern wie Tansania, um dann in hochentwickelten Ländern wie den USA immer mehr abzuflachen. Die Lebenszufriedenheit nimmt also mit wachsendem Einkommen immer weniger zu. In den wesltichen Ländern tragen Einkommen und Vermögen nur noch zu etwa 10 Prozent zur Lebenszufriedenheit bei.“

Remo Largo: Das passende Leben

„Angststress ist Sinnstress“

Die Angst kommt daher, dass alles offen, aber nicht ohne Bedeutung ist. Man glaubt, in jedem Moment mit seinem ganzen Leben zur Disposition zu stehen. Man kann Umwege machen, Pausen einlegen und Schwerpunkte verschieben; aber das muss einen Sinn machen und zur Vervollkommnung des Lebenszwecks beitragen. Die Angst, einfach so dahinzuleben, ist schwer ertragbar. Angststress ist Sinnstress, von dem einen kein Staat und keine Gesellschaft erlösen kann [sic].“

Heinz Bude: Gesellschaft der Angst. Hamburg 2014

Burnout. Warum? #2

„Zu unterliegen ist etwas grundsätzlich anderes, als zu versagen. Diese Angst rieselt feiner, setzt sich dafür auch tiefer in den Poren fest.“

Heinz Bude (Gesellschaft der Angst)

Welche Erwartungen erfüllen?

„Aber es ist ein großer Unterschied, ob ich einen von den Eltern bevorzugten Lebensstil pflege, weil ich sie nicht enttäuschen will und deswegen fraglos ihren Erwartungen entspreche (beziehungsweisegerade um ihrer Enttäuschung willen alles genau andersherum mache), oder ob ich auf diese Art lebe, weil ich der Überzeugung bin, dass es so richtig für mich ist. Es ist ein großer Unterschied, ob ich das tue, was andere Menschen von mir wollen, weil ich mich nie gefragt habe, ob es vielleicht auch anders ginge und was ich selbst eigentlich will, oder ob ich es tue, weil ich es selbst für richtig halte. In den ersten Fällen tut man, was von einem erwartet wird, eben weil es von einem erwartet wird. Im zweiten Fall tut man etwas, weil man es für richtig hält, weil es zu einem persönlich passt und für einen stimmig ist – wobei man damit gleichzeitig den Erwartungen anderer entsprechen kann.“

Michael Bordt: Die Kunst, die Eltern zu enttäuschen

Wo das Leistungs- und Überforderungsproblem beginnt…

„Der zentrale Sozialisationseffekt von weiterführenden Schulen und dann der Hochschule besteht in der Einübung von Leistungsmotivation als Voraussetzung für Erfolgstüchtigkeit. Die Aufstiegsenergie wird in den Bildungsinstitutionen durch die Ausrichtung auf die Bildungsziele ausgekühlt und abgerichtet. Das Lehrpersonal verteilt Noten bekanntlich nicht nur für formelle Leistungserbringung, sondern auch und besonders für informelle Habitusdurchdringung. Die Heranwachsenden sollen lernen, sich einzubringen, auszudrücken und insgesamt eine gute Figur zu machen.“

Heinz Bude: Gesellschaft der Angst

1 of 6
123456