Die neue Norm…
„Hochleistung ist nicht mehr temporäres Ausnahmephänomen, sondern das intendierte und durch den Lifestyle abgestützte Normal-Soll.“
Falko Ameln/Peter Heintel: Macht in Organisationen. Stuttgart, 2016.
„Hochleistung ist nicht mehr temporäres Ausnahmephänomen, sondern das intendierte und durch den Lifestyle abgestützte Normal-Soll.“
Falko Ameln/Peter Heintel: Macht in Organisationen. Stuttgart, 2016.
Menschen, die an Depression erkranken, fühlen sich nicht nur einsam, sondern oft von sich selbst distanziert oder depersonalisiert. Das steigert die Suizid-Gefahr und macht diese Krankheit so gefährlich. Auf Spektrum.de fand sich kürzlich ein lesenswerter Artikel zu diesem Phänomen: Entgleistes Ich
Warum arbeiten wir so viel? Woher kommt die Arbeitswut, die so viele Menschen in den Burnout mit all ihren psychischen Störungen stürzt. Ein paar Antworten findet man im sehr informativen radioWissen-Podcast des Bayerischen Rundfunks: Seit wann wir für die Arbeit brennen – Geschichte der Arbeitsfreude.
Können sich Betroffene zu Ihrem Burnout öffnen? Sollten wir das vielleicht sogar verstärkt? Oder doch besser nicht? Die Erfahrungen von Betroffenen sind ja meist durchwachsen. Allerdings: Im öffentlichen Diskurs verändere sich etwas zum Besseren. Firmen gehen offener und besser mit dem Leistungstabu Burnout um. Das zumindest findet Diplom-Psychologin Madeleine Leitner im Interview auf t3n.de. Die meisten Betroffenen würden es sich wohl wünschen: „Wie du im Job über Burnout reden kannst„.
„Aus einer kapitalismuskritischen Sicht lassen sich die aktuellen Subjektivierungstendenzen eher als ultimativer Sieg des Kapitalismus beobachten: Während der Kapitalismus bisher noch auf die hierarchische Kontrolle der widerständigen Arbeitskräfte angewiesen war, hat sich die Kopplung von Karriere mit Selbstbild und Identität der Subjekte mittlerweile soweit verfestigt, dass diese das Ideal der Leistung ‚beyond the call of duty‘ zum Ziel ihrer Selbstverwirklichung erkoren haben. […] So lässt sich die drastische Zunahme psychischer Erkrankungen als Symptom der entgrenzten Arbeitswelt lesen, die die Menschen zu selbstschädigendem Verhalten verleitet. […] Aus dieser Perspektive wären der mit der neuen Arbeitswelt für viele Arbeitnehmer verbundene Zugewinn individueller Freiheiten und das Risiko der Selbstausbeutung zwei Seiten derselben Medaille.“
Ameln, Falko; Heintel, Peter: Macht in Organisationen. Denkwerkzeuge für Führung, Beratung und Change Management. Stuttgart, 2016.
Wer sich einen Überblick über die Wirkweise von Antidepressiva verschaffen möchte, findet auf Quarks.de einen guten ersten Einstieg: Sind Antidepressiva wirklich wirksam?
„Leiden ist also der Anstoß zum Erkennen falscher Grenzen. Richtig verstanden, ist es daher befreiend, denn es weist über alle Grenzen hinaus. Wir leiden also nicht, weil wir krank sind, sondern weil kluge Einsicht aufsteigt. Damit die Geburt der Einsicht nicht fehlschlägt, ist jedoch das richtige Verstehen des Leidens notwendig. Wir müssen es richtig deuten, um in es hineinzugehen, es zu leben und schließlich über es hinaus zu leben. Wenn wir das Leiden nicht richtig verstehen, bleiben wir einfach mittendrin stecken – wir suhlen uns darin, weil wir nicht wissen, was wir sonst tun sollen.“
Wilber, Ken: Wege zum Selbst. Östliche und westliche Ansätze zu persönlichem Wachstum. München, 2008
„Die Wunder der Technik zwingen uns, in einer hektischen Uhrwerks-Welt zu leben, die der menschlichen Biologie Gewalt antut und uns zu weiter nichts befähigt, als der Zukunft schneller und schneller nachzueilen. Bedachtsames Überlegen sieht sich außerstande, das Stärkerwerden der Bestie im Menschen zu beherrschen, einer Bestie, noch bestialischer als irgendein durch die Jagd nach einer Illusion verrücktes und verzweifelts, wildes Tier. Die Spezialisierung in Wortbildung, Einordnung und mechanischem Denken hat den Menschen viele wunderbare Kräfte des ‚Instinktes‘ verlieren lassen, die seinen Körper beherrschen. Es hat ihn darüber hinaus vollkommen abgetrennt vom Weltall und seinem eigenen ‚ICH‘ – wenn alle Philosophie sich in Relativismus aufgelöst hat und keinen festen Sinn mehr aus dem Weltall machen kann, – elend, unsicher und gehetzt und empfindet die wirkliche Welt als einen glatten Gegensatz zu seinem Sein. […]
Die einzige Neuigkeit daran ist, daß diese Verlegenheit nun eher eine soziale, als eine individuelle ist; sie ist weithin empfunden, nicht nur auf einige begrenzt. Fast jede geistige Tradition erkennt, daß einmal ein Punkt kommt, wo zwei Dinge geschehen müssen: der Mensch muss sein abgetrenntes Ich-Empfinden aufgeben und muß der Tatsache ins Auge sehen, daß er die letzten Dinge nicht wissen, das heißt, nicht erklären kann.“
Allan Watts: Weisheit des ungesicherten Lebens
„Das Gefühl war Kitsch, im Kern Depression, aber darüber wusste Holtrop, dessen Existenz bisher komplett von außen stabil gehalten worden war, wenig. Auch hatte er keine Erfahrung damit, wie die Leere der inneren Räume, die sich ihm plötzlich in den Gefühlsregungen öffneten, zu begehen, zu verstehen, ins Lebensganze hinaus zurückzuübersetzen wäre, er wusste gar nicht wie das geht, in Dialog mit seinem Ich zu leben.“
Rainald Goetz: Johann Holtrop.
Frankfurt am Main, 2010
„Anders ausgedrückt, die Arbeit ist für über 90 Prozent der Arbeitnehmer weltweit viel öfter eine Quelle der Frustration als eine Quelle der Erfüllung. Was für eine soziale, emotionale und vielleicht sogar ökonomische Verschwendung: 90 Prozent der Erwachsenen verbringen die Hälfte ihres wachen Daseins damit, Dinge zu tun, die sie lieber nicht täten, und das an einem Ort, an dem sie lieber nicht wären.“
Schwartz, Barry: Warum wir arbeiten? Frankfurt am Main, 2015
„Also enthält jedes Symptom – eine Depression, Angst, Langeweile oder Furcht – irgendeine Facette des Schattens, eine projizierte Emotion oder einen Zug oder eine Eigenschaft. Wir müssen verstehen, dass unsere Symptome, so unangenehm sie sein mögen, nicht mit Widerstand belegt, geringgeschätzt oder vermeiden werden dürfen, denn sie enthalten den Schlüssel zu ihrer eigenen Auflösung. Ein Symptom bekämpfen heißt, lediglich, den in dem Symptom enthaltenen Schatten bekämpfen und das ist ja gerade, was am Anfang das Problem verursacht hat.“
Wilber, Ken: Wege zum Selbst. Östliche und westliche Ansätze zu persönlichem Wachstum. München, 2008
Alles ist anders! Alles ist außer Rand und Band! Wie kommen wir nur wieder in die Balance? Das ist selbst unter normalen Umständen eher schwer, wie hier im Podcast von BR2-RadioWissen bestätigt wird: Das rechte Maß – Balance und Beschränkung. Der Lohn für die Anstrengung ist aber nicht weniger als: Zufriedenheit.
„Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.“
Albert Schweitzer