Manchmal tun wir uns in der eigenen Familie besonders schwer damit, gut miteinander umzugehen und zu kommunizieren, weil wir ähnlich leidvolle Erfahrungen teilen und auch in ähnlicher Weise auf Leidvolles reagieren. Das Leid unsere Eltern wurde ihnen von ihren Eltern übertragen und denen von ihren jeweiligen Vorfahren. Erst wenn Sie ihr eigenes Leid zu verstehen beginnen und sich mit sich selbst versöhnen, wird dieses Leid nicht mehr an künftige Generationen weitergegeben. Die Arbeit der achtsamen Kommunikation ist also nicht nur für uns unsere Liebsten wichtig, sondern auch für unsere Nachfahren.
Die Techniker Krankenkasse veröffentlicht seit Kurzem in regelmäßigen Abständen einen Gesundheits-Podcast „Ist das noch gesund?„. Neulich sprach die Gastgeberin Dr. Yael Adler mit der Burnout-Spezialistin Dr. Miriam Prieß. Das Gespräch zielt zwar sehr einseitig auf die innersten Ursachen von Burnout-Erkrankungen, nämlich Beziehungskonflikte und wie wir damit umgehen. Die beiden Ärztinnen gehen leider nicht oder nur sehr wenig auf die vielfältigen auch akuten Probleme und Umstände ein, die der Erkrankungsalltag in den ersten Phasen mit sich bringt und mit welchen sich Burnout-Betroffene herumzuschlagen haben.
Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist es eine sehr hörenswerte Folge. Eher allerdings für Menschen, die sich allgemein für Burnout interessieren oder indirekt betroffen sind oder direkt Betroffene, die schon weiter sind in ihrem Genesungsprozess. Wenn Sie also selbst akut von Burnout betroffen sind, so hören sie möglichst achtsam. Ihnen könnten die von Frau Prieß aufgeworfenen Perspektiven eventuell noch mehr Angst machen oder Rätsel bescheren, als sie ohnehin schon haben.
„Sind diese unruhigen Zeiten der richtige Rahmen für den Versuch, unsere Arbeit zu verändern? Sollten wir nicht warten, bis die Wirtschaft sich wieder stabilisiert hat? Wir werden immer Ausflüchte finden, um am Gewohnten festzuhalten. Es gibt immer Gründe, die dagegen sprechen, dass wir unsere Arbeitsauffassung und damit unser Menschenbild neu gestalten. Doch gute Gründe sind es nicht.“
„Die Vorstellung, was die anderen von einem denken und was sie denken, was man von ihnen denkt, wird so zu einer Quelle von sozialer Angst. Es ist nicht die objektive Lage, die die einzelne Person belastet und kaputt macht, sondern das Empfinden, im Vergleich mit signifikanten Anderen den Kürzeren zu ziehen.“
Fraglos trägt das empfindsame menschliche Gehirn zur Bereicherung des Lebens in unvorstellbarem Maße bei. Jedoch zahlen wir dafür einen teuren Preis; denn das Mehr an Empfindlichkeit macht uns auch entsprechend verletzbar. Je weniger empfindsam man wird, je weniger verwundbar wird man – mehr ein Stein als ein Mensch – und demgemäß weniger empfänglich für Freuden.
„Doch wenn wir wütend oder ärgerlich sind, sind wir nicht sehr klar. Handeln wir also aus diesem Ärger heraus, kann das nur neues Leid schaffen und die Situation eskalieren lassen. Das bedeutet nicht, dass wir unseren Ärger unterdrücken sollten. Wir sollten nicht vorgeben, alles sei in bester Ordnung, wenn das gar nicht der Fall ist.“
Die Verfassung von Menschen, die ihn Burnout geraden und die oft sehr unguten Umstände, wie sie zustande kommt, macht Betroffene bisweilen sehr wütend. Wie umgehen damit? Ein sehr interessanter und erhellender Podcast des SWR2 beleuchtete kürzlich diese Thematik: Wut – Eine produktive Kraft
„Die subjektive Zufriedenheit wächst mit der Zunahme des Einkommens anfänglich extrem an, etwa in Entwicklungsländern wie Tansania, um dann in hochentwickelten Ländern wie den USA immer mehr abzuflachen. Die Lebenszufriedenheit nimmt also mit wachsendem Einkommen immer weniger zu. In den wesltichen Ländern tragen Einkommen und Vermögen nur noch zu etwa 10 Prozent zur Lebenszufriedenheit bei.“
„Die Angst kommt daher, dass alles offen, aber nicht ohne Bedeutung ist. Man glaubt, in jedem Moment mit seinem ganzen Leben zur Disposition zu stehen. Man kann Umwege machen, Pausen einlegen und Schwerpunkte verschieben; aber das muss einen Sinn machen und zur Vervollkommnung des Lebenszwecks beitragen. Die Angst, einfach so dahinzuleben, ist schwer ertragbar. Angststress ist Sinnstress, von dem einen kein Staat und keine Gesellschaft erlösen kann [sic].“
Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen haben jene aufgrund von Rückenleiden überholt. Darüber und auch über die Hintergründe für diesen Trend berichtete kürzlich der MDR, und zwar hier: Warum Psyche das neue „Rücken“ ist und wie wir uns schützen können
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