Na denn gute Nacht? Von wegen!
Nachts scheinen Sorgen schlimmer als tagsüber. Das gilt besonders für depressiv veranlagte Menschen. Warum das so ist, ist hier auf spektrum.de nachzulesen: „Warum erscheinen uns Sorgen nachts schlimmer.
Nachts scheinen Sorgen schlimmer als tagsüber. Das gilt besonders für depressiv veranlagte Menschen. Warum das so ist, ist hier auf spektrum.de nachzulesen: „Warum erscheinen uns Sorgen nachts schlimmer.
Bereits im März fand sich auf zeit.de dieser lesenswerter Artikel, wie ausgerechnet Homeoffice Stress begünstigen kann: Erschöpfung durch Heimarbeit.
Ein zweiter Effekt des Überengagements liegt in der Desozialisierung. ‚Wir hören auf, in ein soziales Netzwerk eingebunden zu sein. Das ist mindestens so fatal wie das Missverhältnis aus Anspannung und Entspannung. Denn gerade das (intakte) soziale Netz, das, was man als „das Leben“ bezeichnen könnte, ist in der Lage, jede Form von Belastung auszugleichen. Wird ein bestimmter Knotenpunkt des Netzes belastet, weil man in einem Tätigkeitsbereich unter Druck steht, wird dieser Druck über das gesamte Netz abgeleitet. Jeder weitere Knotenpunkt des Netzes und jede Verbindung zwischen ihnen trägt zum Ableiten des Drucks und der Spannungen bei.
Natürlich ist auch der Beruf selbst ein wichtiger Knotenpunkt im Netz. Daneben gibt es, wir haben schon davon gesprochen, etwa die Knotenpunkte der Partnerschaft und der Familie, sie bieten Geborgenheit im engsten Sinne. Es gibt die Knotenpunkte des persönlichen Netzwerkes aus Freunden und Bekannten. Es gibt die Knotenpunkte der Freizeitaktivitäten und der Hobbies. Und es gibt natürlich die Knotenpunkte der physischen Existenz, das Essen, das Trinken, das Genießen, und auch hier das Ruhen, das Schlafen. Im intakten Netz kann jeder Energieverlust in einem Teilbereich des Lebens durch die „Reserven“ in den anderen Bereichen aufgefangen werden. Ich muss Ihnen nicht erklären, was passiert, wenn das Netz brüchig wird oder gar einzelne Knotenpunkte vollständig „herausfallen“.
Aus: Kahn, Oliver: Ich. Erfolg kommt von innen. München, 2008.
Die SZ widmete sich kürzlich der Frage, wie Depressionen wirksam behandelt werden können: „Stärker als jedes Medikament„.
Zunächst die schlechte Nachricht: Das unsoziale, rüpelhafte Verhalten nimmt angeblich zu. So berichtet es zumindest Heiko Ernst in seinem lesenswerten Post des Blogs von „Psychologie Heute“ über dieses beklagenswertes Phänomen. Deshalb schnell die guten Nachrichten: Wir können etwas dagegen. Auch wenn es den meisten von uns schwer fallen dürfte. Was wir tun können, ist im Artikel zu lesen: „Das Arschloch ist immer der andere„.
Und weil es so schön ist, auch hier das zitierte Gedicht von Gottfried Benn:
MENSCHEN GETROFFEN
Ich habe Menschen getroffen, die,
wenn man sie nach ihrem Namen fragte,
schüchtern – als ob sie gar nicht beanspruchen könnten,
auch noch eine Benenung zu haben ?
„Fräulein Christian“ antworteten und dann:
„wie der Vorname“, sie wollten einem die Erfassung erleichtern,
kein schwieriger Name wie „Popiol“ oder „Babendererde“ ?
„wie der Vorname“ – bitte, belasten Sie Ihr Erinnerungsvermögen nicht!
Ich habe Menschen getroffen, die
mit Eltern und vier Geschwistern in einer Stube
aufwuchsen, nachts, die Finger in den Ohren,
am Küchenherde lernten,
hochkamen, äußerlich schön und ladylike wie Gräfinnen ?
und innerlich sanft und fleißig wie Nausikaa,
die reine Stirn der Engel trugen.
Ich habe mich oft gefragt und keine Antwort gefunden,
woher das Sanfte und das Gute kommt,
weiß es auch heute nicht und muß nun gehn.
Zur Erinnerung: Noch bis zum 20. Oktober läuft die mittlerweile sechste „Münchner Woche für seelische Gesundheit“ mit einem vielfältigen und interessanten Veranstaltungsangebot. Auch natürlich zu Themen, die uns betreffen. Das Programm ist hier abrufbar.
Bis zum 13.10. ist in der ARTE-Mediathek noch die Dokumentation „Die heilsame Kraft der Meditation“ abrufbar. Sehr lohnenswert. (Danke Aleks für den Tipp!). Aus der Sender-Ankündigung:
Klinische Studien zeigen, dass Meditation einen positiven Einfluss auf unser Gehirn hat. Die Wissenschaft erforscht, inwiefern die mentale Praxis wirksam bei Schmerzen, Depressionen und Ängsten ist. Kann die Meditation möglicherweise Krankheiten heilen oder uns gar ganz vor ihnen bewahren?
Auf teamworkblog.de findet sich diese Woche wieder ein Artikel, der das Thema organisatorischen Druck, Stress und Leistung aufgreift. Vor allem die Rolle der Führungskräfte darin: „Wem es zu viel wird, der kann ja gehen“? – Führung und Leistung.
Die SZ berichtete über ein Projekt an der Münchenr Ludwig-Maximilians-Universität, das sich einem wichtigen Thema widmet: Wie depressive Eltern ihre Kinder schützen können.
Der Mensch orientiert sich eben nicht nur mit Hilfe seines Verstands, seiner Kategorien, Theorien und Wertüberzeugungen in der Welt, sondern genauso mit seinen Empfindungen, seinen Ahnungen, seinen Emotionen und seinen Grundbefindlichkeiten eine Seite gegen die andere auszuspielen, halbiert den menschlichen Weltbezug.
Heinz Bude: Das Gefühl der Welt. Über die Macht der Stimmungen. München 2016
Auf Zeit Online fand sich neulich dieser lesenswerte Artikel über ein Thema, das unsereiner oft beschäftigt, nämlich wie Konflikte im Job krank machen können: Immer schön sachlich bleiben.
Wer sich immer schon mal gefragt hat, wie genau eigentlich die Diagnosen psychischer Erkrankungen sind, findet auf Spektrum.de einen lesenswerten Artikel: „Was ist normal, was ist psychisch krank?„
Weil wir gerade darüber sprechen:
Manchmal denk‘ ich ich tick‘ nicht richtig
Die Tagesschau berichtet hier über eine DAK-Studie, nachdem fast jeder zweite Schüler unter Stress leidet:
„Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schlafprobleme – fast jeder zweite Schüler leidet einer neuen DAK-Studie zufolge unter Stress, Mädchen noch mehr als Jungs. Die Gründe sind vielfältig: hoher Leistungsdruck, schlechte Noten oder schlechtes Essen.“
Die AOK veröffentlichte letzte Woche den aktuellen Fehlzeitenreport. Danach fühlen sich immer mehr Arbeitnehmer psychisch und physisch ausgebrannt: „Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen sind in den letzten 10 Jahren konstant gestiegen, sie nahmen um 79,3 Prozent zu.“
Die Folgen für Betroffene, deren Umfeld und die Wirtschaft sind drastisch, denn die „Erkrankungen führten […] zu langen Ausfallzeiten. Mit 25,7 Tagen je Fall dauerten sie mehr als doppelt so lange wie der Durchschnitt mit 11,7 Tagen je Fall.“
Hier geht’s zur AOK-Pressemeldung. Und hier zum Fehlzeitenreport 2017.
Heute vor fünf Jahren gründeten wir unsere Münchner Selbsthilfegruppe „Yourway 2 Life“. Was damals in einer ganz kleinen Runde begann, wuchs – dem alarmierenden allgemeinen Gesundheitstrend folgend – zügig zu einer großen Runde. Seither haben wir als selbst Betroffene sehr vielen anderen Betroffenen eine Anlaufstelle in den schwierigen und turbulenten Zeiten gegeben, die eine persönliche Burnout-Krise meist bedeutet.
Unser Ziel ist, auch in den nächsten Jahren für von Burnout betroffene Menschen da zu sein und dazu beizutragen, dass wir gemeinsam mit unserem privaten und beruflichen Umfeld zu einem guten, gesunden Umgang mit der Erschöpfungssituation finden.
Herzlichen Dank an alle, die uns auf unserem Weg begleitet und unterstützt haben. Allen voran bedanken wir uns bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich in der Gruppe engagieren. Ein weiterer großer Dank geht ans Team vom Selbsthilfenzentrum München, das uns von Beginn an Domizil gibt und uns stets mit Rat und Tat zur Seite steht.