Zitate

Hach ja… #83

„Wer sich immer danach richtet, was andere von einem wollen und nicht lernt, auf sich selbst zu hören, wird keine eigene Identität ausprägen können.“

Michael Bordt

Allan Watts: Weisheit des ungesicherten Lebens

„Die Wunder der Technik zwingen uns, in einer hektischen Uhrwerks-Welt zu leben, die der menschlichen Biologie Gewalt antut und uns zu weiter nichts befähigt, als der Zukunft schneller und schneller nachzueilen. Bedachtsames Überlegen sieht sich außerstande, das Stärkerwerden der Bestie im Menschen zu beherrschen, einer Bestie, noch bestialischer als irgendein durch die Jagd nach einer Illusion verrücktes und verzweifelts, wildes Tier. Die Spezialisierung in Wortbildung, Einordnung und mechanischem Denken hat den Menschen viele wunderbare Kräfte des ‚Instinktes‘ verlieren lassen, die seinen Körper beherrschen. Es hat ihn darüber hinaus vollkommen abgetrennt vom Weltall und seinem eigenen ‚ICH‘ – wenn alle Philosophie sich in Relativismus aufgelöst hat und keinen festen Sinn mehr aus dem Weltall machen kann, – elend, unsicher und gehetzt und empfindet die wirkliche Welt als einen glatten Gegensatz zu seinem Sein. […]
Die einzige Neuigkeit daran ist, daß diese Verlegenheit nun eher eine soziale, als eine individuelle ist; sie ist weithin empfunden, nicht nur auf einige begrenzt. Fast jede geistige Tradition erkennt, daß einmal ein Punkt kommt, wo zwei Dinge geschehen müssen: der Mensch muss sein abgetrenntes Ich-Empfinden aufgeben und muß der Tatsache ins Auge sehen, daß er die letzten Dinge nicht wissen, das heißt, nicht erklären kann.“

Allan Watts: Weisheit des ungesicherten Lebens

Ein individuelles Problem? Oder ein sozialer Trend?

„Anders ausgedrückt, die Arbeit ist für über 90 Prozent der Arbeitnehmer weltweit viel öfter eine Quelle der Frustration als eine Quelle der Erfüllung. Was für eine soziale, emotionale und vielleicht sogar ökonomische Verschwendung: 90 Prozent der Erwachsenen verbringen die Hälfte ihres wachen Daseins damit, Dinge zu tun, die sie lieber nicht täten, und das an einem Ort, an dem sie lieber nicht wären.“

Schwartz, Barry: Warum wir arbeiten? Frankfurt am Main, 2015

„Das Burnout ist das Ergebnis der absoluten Konkurrenz.“

Die Tatsache, dass der Kampf heute nicht mehr zwischen den Gruppen, Ideologien oder Klassen, sondern zwischen den Individuen stattfindet, ist für die Krise des Leistungssubjekts nicht so ausschlaggebend […]. Problematisch ist nicht die Konkurrenz zwischen Individuen, sondern ihre Selbstbezüglichkeit, die sie zu einer absoluten Konkurrenz verschärft. Das Leistungssubjekt konkurriert nämlich mit sich selbst und gerät unter den destruktiven Zwang, sich ständig überbieten zu müssen. Dieser Selbstzwang, der sich als Freiheit gibt, endet tödlich. Das Burnout ist das Ergebnis der absoluten Konkurrenz.

Byung-Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft. Berlin 2016

Warum diese Wut?

Bauer PrinzipAggression ist kein Selbstzweck. […] Von anderen akzeptiert zu sein stellt […] nicht nur ein psychisches, sondern ein biologisches Grundbedürfnis dar. Wo Aggression stattfindet, geht es – direkt oder indirekt – immer um das Bemühen um gelingende Beziehung, um die Verteidigung einer Beziehung oder um eine Reaktion auf ihr Scheitern.

Aus: Joachim Bauer, Prinzip Menschlichkeit

So, rumble…

„So, rumble, young musicians, rumble. Open your ears and open your hearts. Don’t take yourself too seriously, and take yourself as seriously as death itself. Don’t worry. Worry your ass off. Have ironclad confidence, but doubt — it keeps you awake and alert. Believe you are the baddest ass in town, and, you suck!

It keeps you honest. It keeps you honest. Be able to keep two completely contradictory ideas alive and well inside of your heart and head at all times. If it doesn’t drive you crazy, it will make you strong. Stay hard, stay hungry and stay alive. When you walk onstage on tonight to bring the noise, treat it like it’s all we have.“

Bruce Springsteen,  Keynote Speech SXSW, 2012

Was zu tun ist

„Ob im Gesellschaftlichen oder im Privaten: Viele Kriegsenkel werden lernen müssen, sich selbst wichtig zu nehmen und notwendigen heftigen Auseinandersetzugen mit den Älteren nicht länger aus dem Weg zu gehen. Grenzziehungen verlaufen selten ohne Konflikte. Aber sie schaffen eindeutige Verhältnisse und einen klaren Blick auf die Prioritäten.“

Sabine Bode: Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation. Suttgart 2011

Was uns motiviert

Bauer, Joachim: Das Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. München, 2008.

„Worauf die Motivationssysteme [mindestens des Menschen, vermutlich aber aller Säugetiere] zielen, ist also Zuwendung und die gelingende Beziehung zu anderen. Dies erklärt die bekannte Tatsache, dass Menschen nach dem Verlust wichtiger zwischenmenschlicher Bindungen oft einen Einbruch ihrer Lebensmotivation erleben und von Gefühlen der Sinnlosigkeit geplagt sind. Verlustereignisse sind, wie Studien belegen, typische Auslöser von Depressionen und anderen psychischen Krisen. Die Tatsche, das länger dauernde soziale Isolation oder der Verlust wichtiger zwischenmenschlicher Bindungen zu einem Absturz der Motivationssysteme führen können, macht etwas Entscheidendes deutlich: Alle Ziele, die wir im Rahmen unseres normalen Alltags verfolgen, die Ausbildung oder den Beruf betreffend, finanzielle Ziele, Anschaffungen etc., haben aus der Sicht unsere Gehirns ihren tiefen, und meist unbewussten ‚Sinn‘ dadurch, dass wir damit letztlich auf zwischenmenschliche Beziehungen zielen, das heißt, diese erwerben oder erhalten wollen. Das Bemühen des Menschen, als Person gesehen zu werden steht noch über dem, was landläufig als Selbsterhaltungstrieb bezeichnet wird.“

 

Der Krieg als Grundlage seelischer Störungen?

„Es war für die meisten ein völlig neuer Gedanke, sich vorzustellen, ihr verunsichertes Lebensgefühl könnte von Eltern stammen, die sich nicht von ihren Kriegerlebnissen erholten hatten. War es möglich, dss eine Zeit, die nun schon über 60 Jahre zurücklag, so star in ihr Leben als Nachgeborene hineinwirkte? Und wenn ja, warum wussten Sie nichts davon?“

„Dass schwere Schuld an die Nachkommen weitergegeben wird, davon kann man in der Bibel lesen. Auf Grund der Ergebnisse der Traumaforschung und der Holocaustforschung wird der Generationentransfer in der Fachwelt nicht länger bestritten. Von einem Trauma wird bei den Nachkommen nicht mehr gesprochen, allenfalls von einem ’sekundären Trauma‘, wohl aber von ‚Menschen mit Bindungsstörungen‘, oder abgeschwächt von solchen, die, wie es in der Fachliteratur heißt, ‚unsicher gebunden sind.‘ Der Hintergrund: Eltern konnten ihren Kindern in den frühen und damit entscheidenden Jahren nicht ausreichend Halt geben und nur wenig Vertrauen ins Leben vermitteln.“

Sabine Bode: Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation. Suttgart 2011

 

 

Gelingendes Leben – aus neurobiologischer und soziologischer Sicht

Neulich kamen wir in unseren Gruppengesprächen auf DIE Frage aller Fragen im Zusammenhang mit unserer Erkrankung, die ja auch im Leben ganz generell über allem thront: Wozu das alles?

Schon wirklich viele Menschen haben sich den Kopf genau darüber zerbrochen, darunter sehr viele – ebenfalls 🙂 – sehr kluge Menschen. Als Philosophen, Maler, Schrifsteller, Musiker, Wissenschaftler, Politiker, Religionsführer etc. versuchten sie, Antworten zu finden und zu geben. Besonders hervorzuheben sind vielleicht

„Ursprungsordnung & Anmaßung“

„In sozialen Systemen zumindest im westlichen Kulturkreis scheint eine Form von Ordnung eine bestimmte Wirkung auf Systemmitglieder auszuüben, Hellinger nannte sie die „Ursprungsordnung“ […]. Diese richtet sich nach dem Zeitpunkt des Eintritts in ein System: Ein Systemmitglied, das früher Mitglied eines Systems wurde, hat einen höheren ‚Rang‘ als eines, das später gekommen ist, Verdrehungen können mit Problemen einhergehen. Diese Dynamik scheint nicht nur in Familien wirksam zu sein. Auch in Organisationen kann es an den Punkten zu Störungen kommen, wo die später gekommenen Personen den länger im System Lebenden ihr Achtung und ihren Respekt verweigern.“

Schlippe (325x499)von Schlippe, Arist; Schweitzer, Jochen: Systemische Interventionen. Göttingen 2009

 

Hach ja… #21

„Ach Junge.“ Gerry war, als legte sich ein eiserner Ring um sein Herz. Es gibt nicht immer Richtig und Falsch. Manchmal muss man abgwägen. Für sich selbst entscheiden.“

Felix starrte weiter nach unten. „Und wenn man sich dabei verletzt?“

„Na, dann ändert man seine Meinung. Denkende Menschen ändern ihre Meinung, das ist so. Ab und zu muss man Dinge neu überlegen. Vor allem dann – „

“ – wenn man neue Informationen erhalten hat?“

„Yep.“

Cover_Anders_AndreasSteinhoefel (458x640)Aus: Andreas Steinhöfel: Anders. Hamburg 2014
(Ein supertoller Roman!)

Hach ja… #20

„Es ist sehr viel leichter, die Rolle des Opfers einzunehmen und die Verantwortung oder Schuld für unsere Erfahrungen einer Person oder Macht außerhalb unserer Selbst zuzuweisen. Wenn wir aber die Entdeckungen der modernen Wissenschaft ernst nehmen, dann haben wir die Verantwortung für unsere sich Augenblick um Augenblick ereignenden Erfahrungen selbst zu übernehmen.“

Yongey Mingyur Rinpoche
in: Buddha und die Wissenschaft vom Glück. München 2007

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